Küstenschutzprojekt: Strandaufspülung noch bis Ende September
Auf Langeoog wird östlich des Ortes im Bereich des Pirolatals Sand aufgespült, um die Insel vor Sturmfluten zu schützen. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) ist für die Küstenschutzmaßnahme zuständig. Insgesamt 450.000 Kubikmeter Sand werden seit Mitte Juli aufgespült. Ende September, mit Beginn der winterlichen Sturmflutsaison, müssen die Arbeiten abgeschlossen sein.
Die Maßnahme ist nach dem sturmflutreichen Winter zur Verbesserung des Küstenschutzes erforderlich: Zehn leichte und eine schwere Sturmflut mussten die Küstenschutzanlagen, die weitgehend aus Schutzdünen bestehen, bewältigen. An einem zum Schutz der Dünen vorgelagerten Sanddepot war es dabei zu erheblichen Sandverlusten gekommen. Das Sanddepot soll mit einer Breite von 50 Metern wiederhergestellt werden. Auch eine Erhöhung des Strandniveaus ist vorgesehen.
Das knapp zwei Kilometer lange, zuletzt 2022 wiederhergestellte Sanddepot vor dem Pirolatal hat eine wichtige Aufgabe: Es schützt den eigentlichen Dünenkörper vor den dort herrschenden starken Seegangs- und Strömungsbelastungen. „Sand wird in Sturmfluten nicht aus der Dünensubstanz, sondern aus dem Depot abgetragen und dient so gleichzeitig zur Aufhöhung des Strandes“, erklärt Prof. Frank Thorenz, Leiter der für den Schutz der Ostfriesischen Inseln zuständigen NLWKN-Betriebsstelle Norden. Die Pirolataldüne ist für den Schutz von Teilen der Ortslage und des Wassergewinnungsgebiets der Insel von zentraler Bedeutung.
Baggerschiffe aus Dänemark
Im Mai sind die für die Aufspülungsarbeiten notwendigen Baugeräte an den Langeooger Strand gebracht worden und auch eine Spülleitung wurde verlegt. Vor dem Strand liegt das knapp 85 Meter lange und 17 Meter breite Baggerschiff „Ask R“ der dänischen Spezialfirma Rohde Nielsen, die vom NLWKN für die Arbeiten beauftragt wurde. Der Laderaum des sogenannten Hopperbaggers fasst rund 2.700 Kubikmeter. Gefüllt wird er mit Sand von der Ostseite des Seegats „Accumer Ee“, denn: „Hier stehen ausreichende Sandmengen zur Verfügung. Die Entnahmestelle kann sich durch die dort herrschenden starken Gezeitenströmungen, ständigen Welleneinfluss und den damit verbundenen Sandtransport auf natürliche Weise schnell wieder regenerieren“, sagt Frank Thorenz.
Zur Verstärkung der „Ask R“ ist seit Mitte August die etwas kleinere „Magni R“ mit einer Ladekapazität von 1.570 Kubikmetern im Einsatz. Die Schiffe kreuzen vor Langeoog zwischen der Entnahmestelle und der Koppelstation der Spülleitung, um das Sand-Wasser-Gemisch in Richtung Strand zu befördern. Dort wird der sich absetzende Sand mit Planierraupen verteilt und profiliert. Der Bereich ist aufgrund möglicher Gefahren während des Spülbetriebs teilweise gesperrt. Hier bitte unbedingt die Beschilderung beachten. Außerdem werden Insulaner und Gäste über die Aufspülung durch einen Flyer im A5-Format informiert, der etwa an der Tourist-Info im „Haus der Insel“ und an der Baustelle ausliegt.
Leichte Sommer-Sturmflut
Eine erste Sturmflut hat die Küstenschutzmaßnahme bereits erlebt: An der gesamten niedersächsischen Küste hat es Ende August eine leichte Sommer-Sturmflut gegeben. Ab einer um 93 Zentimeter erhöhten Tide sprechen die Experten des NLWKN von einer leichten Sturmflut, der niedrigsten von insgesamt vier Sturmflutklassen. Auf Langeoog wurden 115 Zentimeter über dem Mittleren Tidehochwasser erreicht.
Eine leichte Sturmflut außerhalb der eigentlichen Sturmflutsaison, von der in der Regel ab Mitte/Ende September gesprochen wird, tritt selten auf. „Wie bei jeder leichten Sturmflut im Winter sind auch bei einem entsprechenden Ereignis im Sommerhalbjahr Veränderungen und Sandverluste im ohnehin sehr dynamischen Bereich der Sandkörper auf den Inseln jederzeit erwartbar“, heißt es seitens des NLWKN.
Die Verstärkungsmaßnahmen bewahren die jeweils dahinterliegenden Schutzdünen vor Schäden. Sandverlust an der Verstärkungsmaßnahme ist Teil ihrer Funktion. Eine Sturmflut sei im laufenden Einbauprozess eine besondere Herausforderung. So sei es zu einer kurzzeitigen Unterbrechung der Arbeiten gekommen, informiert der NLWKN. An den bereits fertiggestellten Teilen seien Abbrüche aufgetreten, der Großteil der eingebauten Sandmassen sei noch vorhanden: „Die Sandverluste werden bis zum Abschluss der Arbeiten noch ausgeglichen und die entsprechenden Einbaustellen noch winterfest gemacht.“
Das knapp sechs Millionen Euro teure Küstenschutzprojekt wird aus Mitteln der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes finanziert. Weitere Informationen zum Küstenschutzprojekt unter www.nlwkn.niedersachsen.de.
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