Archiv der Kategorie: Insel-Klimaschutz

Klimalogbuch Langeoog

Eintrag vom 28. Juli 2025 | Außentemperatur: 20°C | Betriebsklima: freundlich | Weitere Aussichten: unverändert sportlich

Liebe Langeoogerinnen,
liebe Langeooger,

Klimamit Fördermitteln ist das so eine Sache. Einerseits ist es natürlich schön, wenn Gelder des Landes, vom Bund oder von der EU die Gemeindekasse entlasten. Andererseits wissen wir alle, dass uns „der Staat“ nichts schenken kann, weil der Staat letztlich wir alle sind. Ergo kann uns der Staat nur geben, was er uns zuvor genommen hat – oder unseren Kindern, nämlich in der Form von Schulden (heute gern auch „Sondervermögen“ genannt).
Wie dem auch sei, seit Anfang dieses Jahres sind die Landkreise verpflichtet, ihren Mitgliedskommunen in Bezug auf Klimaschutzfördermittel Beratung anzubieten, um die Gemeinden bei der Identifikation passender Förderprogramme zu unterstützen. Dies haben wir genutzt und zusammen mit dem Klimaschutzmanagement des Landkreises Wittmund eine Info-Veranstaltung für eine Reihe von Fachbereichsleitern im Langeooger Rathaus organisiert.
Ob sich der gewünschte Erfolg einstellt – Fördergeld auf dem Gemeindekonto – bleibt abzuwarten. Die Beantragung von Fördermitteln gleicht, nach meinem unverbindlichen Eindruck, einem sportlichen Wettkampf: Wenn du gewinnen willst, musst du mitmachen. Aber mitmachen bedeutet nicht automatisch, dass du auch gewinnst …
Außerdem kann man jetzt auf Langeoog auch Berggorillas schützen. Dafür einfach ausgediente Smartphones in die Kiste im Rathausflur einwerfen. Erinnert sei an dieser Stelle auch noch einmal an die Auftaktveranstaltung zu unserem integrierten Klimaschutzkonzept am 25. August um 19.30 Uhr im Haus der Insel (Kleiner Saal). Wir freuen uns über alle, die dazu beitragen wollen, Langeoog fit für das Jahr 2040 zu machen!

Sportliche Grüße aus eurem Klimabüro,
Thomas

 

Klimalogbuch Langeoog

Eintrag vom 27. Juni 2025: Außentemperatur: 16 °C | Betriebsklima: aufgelockert | Weitere Aussichten: sportlich

Liebe Langeoogerinnen,
liebe Langeooger,

Klimawie schnell ein Jahr vorbei geht, merkst du entweder daran, dass du auf die letzte Minute noch ein Weihnachtsgeschenk für deine Frau suchst („Oh Gott, welchen Tipp hat sie mir vor Monaten schon gegeben?“) oder daran, dass du – schwupps – eine Präsentation über dein erstes Jahr als Klimaschutzmanager der schönsten aller Ostfriesischen Inseln hältst.
Vor unserem Nachhaltigkeits-, Umwelt und Landschaftsausschuss, der einmal im Jahr tagt, habe ich am 26. Juni vorgestellt, womit ich mich ein Jahr lang beschäftigt habe, was erreicht wurde, was angestoßen ist und was noch zu tun bleibt. Wer das Klimalogbuch regelmäßig liest, der sollte über das Wesentliche auf dem Laufenden sein. Für alle anderen stelle ich meine Präsentation in Kürze auf der Gemeindewebsite online (www.gemeinde.langeoog.de).
Das Wichtigste für die kommenden Wochen: Am Freitag, 25. August wird es eine Auftaktveranstaltung für unser Klimaschutzkonzept geben, wo die Energielenker aus Greven – das Büro, das uns bei der Entwicklung des Konzepts unterstützt – ihre ersten Ergebnisse vorstellen wollen. Im September sollen Workshops zu Einzelthemen folgen. Zu allen Veranstaltungen laden wir als Lenkungsgruppe vorher noch einmal frühzeitig ein.
Anfang November müssen das gesamte Klimaschutzkonzept und die daraus resultierenden Ideen für Maßnahmen, mit denen Langeoog bis 2040 emissionsfrei werden soll, in trockenen Tüchern und vom Gemeinderat beschlossen sein. Ein sportliches Programm mitten in der Saison – wie geschaffen für die Sportinsel Langeoog.

Schöne Grüße aus eurem Klimabüro!
Thomas

„Wer hier nicht mit den Gezeiten geht, geht mit der Zeit“

NLWKN-Betriebshofleiter Meik Julius im Interview über sein außergewöhnliches Leben auf Langeoog

Wohnen am Wasser, das Rauschen des Meeres als ständiger ­Begleiter: Für hunderttausende Inselgäste jährlich klingt der Arbeitsalltag von Meik Julius wie ein Traum. Doch der Betriebshofleiter des NLWKN ist auch auf Langeoog, wenn im Winter meterhohe Wellen das kleine Eiland bedrohen. Mit viel Einsatz, Organisationstalent und handwerklichem Geschick schützen der 45-Jährige und seine Kollegen die ostfriesische Insel vor den Kräften des Meeres.

Betriebshof
Herr der Gezeiten und Ostfriese aus Überzeugung: Meik Julius lebt seit 2011 mit seiner Familie auf Langeoog. Foto: Antje Julius/NLWKN

Herr Julius, machen Sie uns doch direkt zu Beginn mal ein bisschen neidisch: Wie sind Sie gestern in den Feierabend gestartet?
Vergleichsweise entspannt: Denn durch den Sturmflutwarndienst des NLWKN wussten wir, dass das Hochwasser in den nächsten Tagen nicht ungewöhnlich hoch oder niedrig auflaufen wird. Damit war klar, dass wir die für den Lahnungsbau benötigte Buschlieferung durch unseren Schiffsbetrieb wie geplant heute erhalten werden. Nach dem kurzen Gang nach Hause – das Büro liegt nur wenige Meter entfernt – habe ich meine Laufschuhe geschnürt und bin eine Runde über die Insel und den Strand lang gejoggt.

Ihr Büro, das ist der Betriebshof des NLWKN auf Langeoog – aber eigentlich auch die ganzen 12 Kilometer, die die Insel lang ist …
Das ist richtig – als Betriebshofleiter bin ich natürlich auch für das Organisatorische und den Papierkram zuständig, der ja leider nicht weniger wird, aber ich klebe den Arbeitstag über, so möglich, nicht am Schreibtisch. Denn die Insel ist es, worum es bei unserer Arbeit geht. Wenn ich jeden Tag ausschließlich vom Büro aus arbeiten würde, wäre mein Arbeitsplatz irgendwann zwangsläufig wortwörtlich in Gefahr.

Betriebshof
Eine wichtige Aufgabe von Meik Julius und seinem Team ist das Pflanzen von Strandhafer. Mit dem gezielten Einsatz der Pflanze greifen die Küstenschützer der Natur unter die Arme. Foto: Utkieker-Archiv

Das müssen Sie jetzt erklären.
Ganz einfach: Die Ostfriesischen Inseln sind der vielleicht ­dynamischste Naturraum in Deutschland. Sie bestehen vor allem aus Sand – auch unsere Schutzanlagen sind zu einem guten Teil Schutzdünen, also ebenfalls aus Sand geformt. Unter den Einwirkungen von Wind und Wellen verändern sie sich ständig und haben auch in der Geschichte ihr Aussehen über Jahrhunderte stets verändert. Das ist durch Studien der Forschungsstelle Küste gut belegt. Wir Küstenschützer versuchen nun in diesem dynamischen System, einen gewissen Zustand möglichst festzuhalten, damit Menschen auf dieser Insel gut geschützt leben und natürlich auch Urlaub machen können – und auch dieser wertvolle Naturraum selbst erhalten bleibt, der wiederum als vorgelagerter Wellenbrecher selbst das Festland schützt. Würden wir alle Aktivitäten des Küstenschutzes hier einfach einstellen, würde sich das Gesicht der Inseln auf kurz oder lang weiter verändern.

Betriebshof
Die Buschlahnung stabilisiert – zusammen mit der Betonlahnung im Hintergrund – Langeoogs Lage zur Wattseite hin. Die mit Strauchwerk verfüllten Doppelpfahlreihen müssen regelmäßig erneuert werden. Foto: Utkieker-Archiv

Sie sprechen von den „Küstenschützern“, einem Beruf, den man so allerdings nicht unbedingt im Ausbildungsverzeichnis findet. Wie sind Sie persönlich geworden, was Sie sind?
Im Küstenschutz sind grundsätzlich natürlich erstmal Menschen mit sehr verschiedenen Hintergründen engagiert: Da sind zum Beispiel die Ingenieurinnen und Ingenieure, die ­größere Vorhaben wie Strandaufspülungen oder Deichverstärkungen planen, aber auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen – und wir Praktiker. Wir sind dabei die einzigen, die ganzjährig auf der Insel präsent sind. Wir sind gewissermaßen Augen, Hände und Ohren des Küstenschutzes vor Ort.
Der hierfür typische Ausbildungsweg ist dabei der des Wasserbauers – auch ich habe einmal so angefangen, das war 1997. Nach dem Facharbeiterbrief und meiner Zivildienstzeit wurde ich im Jahr 2000 unbefristet beim Land Niedersachsen angestellt. Ich komme eigentlich vom ostfriesischen Festland und wurde dann erstmal ein paar Jahre „nebenan“ auf Baltrum eingesetzt. 2006 kam ich auf eigenen Wunsch hier nach Langeoog, wurde Vorarbeiter und stellvertretender Betriebshofleiter. Zwischen Januar 2009 und Herbst 2010 habe ich schließlich den nächsten Schritt gewagt und eine Meisterausbildung in Dresden absolviert. Heute bin ich geprüfter Wasserbaumeister und seit Ende 2009 Leiter des NLWKN-Betriebshofs auf der Insel.

Betriebshof
Auch die einem Deich ähnelnde Betonlahnung will instandgehalten werden. Die hier gezeigte Sicherung aus dem Jahr 2006 war übrigens die erste Großmaßnahme, die Meik Julius als neuer Vorarbeiter geleitet hat. Foto: NLWKN

Auf Langeoog führen Sie ein achtköpfiges, rein männliches Team. Ist Ihr Beruf auch heute noch eine typische Männerdomäne?
Das kann man so nicht sagen. Es stimmt natürlich, dass es sich bei diesen oftmals sehr körperlichen Tätigkeiten lange um einen klassischen Männerberuf handelte. Das war auch noch zu Zeiten meiner Ausbildung überwiegend so. Heute gibt es aber sowohl am Festland als auch auf den anderen Inseln durchaus auch Kolleginnen. Die Leiterin unseres größten ­Betriebshofes auf dem Festland zum Beispiel ist eine sehr geschätzte Kollegin – und eine der ersten Wasserbaumeisterinnen hier im Nordwesten. Sie hat zuvor zehn Jahre hier auf Langeoog auf dem Betriebshof gearbeitet.
Zugleich sind wir heute auch flexibler geworden, was den Weg in den Beruf angeht – da sind auch andere handwerkliche Ausrichtungen kein grundsätzliches Hindernis. Was allerdings jede und jeder mitbringen sollte, die oder der auf einer Insel im Küstenschutz tätig sein will, ist die Liebe zum Arbeiten in der Natur. Egal, ob es stürmt oder die Sonne scheint.

Betriebshof
Einweisung am frühen Morgen: Die Geräte des NLWKN-Betriebshofs gehören zu den wenigen Fahrzeugen auf Langeoog. Foto: Antje Julius/NLWKN

An einem sonnigen Sommertag klingt das vermutlich für viele verlockend. Sie allerdings bleiben auch auf Langeoog, wenn die Mehrheit der Urlaubsgäste zum Saisonende längst die
Heimreise angetreten hat …
Richtig, für uns gibt es das ganze Jahr über etwas zu tun. Dabei gilt wie immer auf einer Insel: die Natur gibt die Richtung vor. Man könnte auch augenzwinkernd sagen: Wer hier nicht mit den Gezeiten geht, der geht mit der Zeit. Die Arbeiten unterscheiden sich dabei je nach Jahreszeit schon sehr.
Im Frühjahr und Sommer sind es vor allem Kontrollen und Prüfungen an den Küstenschutzbauwerken oder Instandsetzungsarbeiten an den verschiedenen Anlagen, die uns beschäftigen – zum Beispiel an den sogenannten Lahnungen. Das sind die hier auf Langeoog vor allem im Süden der Insel gelegenen schachbrettartigen Uferschutzanlagen, die unter anderem dem Aufwachsen des Wattenmeeres und damit der Inselsicherung dienen. Diese Arbeiten bezeichne ich gerne als unsere Hausaufgaben – ob wir sie gut erledigt haben, sehen wir im Winter, wenn die Insel von der ein oder anderen Sturmflut auf die Probe gestellt wird.
Im Herbst und im Winter stehen nicht zuletzt die Schutzdünen im Fokus: Durch das Pflanzen von Strandhafer, der mit seinen meterlangen, dichten Wurzeln ein natürlicher Helfer bei der ­Sicherung der sandigen Dünen ist, und durch den Aufbau von Sandfangzäunen, die gezielt dem Anwachsen von Sandpolstern dienen, versuchen wir die natürlichen Prozesse auf der Insel zum Vorteil des Küstenschutzes zu beeinflussen.

Betriebshof
Wintersturmfluten verursachen immer wieder schwere Schäden an den Schutzdünen. Danach heißt es: schnell reagieren, um die Sicherheit der Insel zu gewährleisten. Foto: Utkieker-Archiv

Und wenn sich eine Sturmflut ankündigt…?
…dann sind wir die Kräfte vor Ort, die wichtige Vor- und Nacharbeiten durchführen. Dazu muss man wissen: Das Schutzsystem auf den Inseln besteht aus mehreren Elementen. Deiche auf der Festlandsseite, Schutzdünen, aber je nach Insel auch teils massive Schutzbauwerke wie Deckwerke sowie Durchlässe für die verschiedenen Verkehrszwecke. Im Gegensatz zum Festland, wo größtenteils Verbände für die Schutzanlagen wie Deiche zuständig sind, liegt der Betrieb und die Unterhaltung auf den Inseln mit wenigen Ausnahmen fast vollständig in der Hand des Landes – und damit in unserer. Diese Regelung wurde überall dort getroffen, wo der Küstenschutz besondere Herausforderungen birgt. Und dazu zählen natürlich auch die sehr exponiert liegenden Ostfriesischen Inseln.
Die hier vorhandenen Scharte, Siele und Durchlässe müssen bei vorhergesagten Sturmfluten vorsorglich verschlossen werden. Sogenannte Deichverteidigungspläne machen hierfür sehr genaue Vorgaben, was bei welchen erwarteten Wasserständen zu tun ist. Nach einem Sturmflutereignis ist es dann die wichtige Aufgabe der Betriebshöfe, möglichst schnell einen ersten Überblick über entstandene Abbrüche etwa an den Dünen und Sandkörpern zu ermöglichen. Je nach Ereignis und so es die Wetterlage zulässt bereits am nächsten oder übernächsten Tag. Und auch das schnelle Beseitigen der Hinterlassenschaften einer Sturmflut ist wichtig: Indem wir die oftmals in großen Mengen an den Deichen angeschwemmten Pflanzenreste abfahren – Fachleute sprechen von Teek – verhindern wir, dass die wichtige Grasnarbe der Deiche Schaden nimmt.

Bei 1.700 Insulanerinnen und Insulanern bildet das Winterhalbjahr sicher einen ziemlichen Kontrast zum Sommer, wenn wieder weit über 100.000 Tagesgäste und Urlauber die Insel bevölkern?
In der klassischen Urlaubszeit gibt es natürlich viele Veranstaltungen, da ist die ganze Insel gefühlt in Bewegung. Gleichzeitig dürfen wir dann auch sehr viele Gäste auf der Insel begrüßen, die verständlicherweise wenig bis keine Vorkenntnisse haben über die besonderen Umstände, die Gefahren zum Beispiel an Dünen-Abbruchkanten, aber auch, warum ein bestimmtes Verhalten problematisch ist für den Küstenschutz und das Wattenmeer. Das ist manchmal herausfordernd. Die tagtägliche Vermittlung von Wissen auch über den besonderen Naturraum, in dem wir hier leben dürfen, macht mir aber persönlich in der Regel viel Freude.
Der Winter auf Langeoog ist dann gar nicht so einsam, wie man sich das vielleicht vorstellt, weil auch viele Gäste gerade diese etwas ruhigere Zeit auf der Insel inzwischen sehr zu schätzen wissen. Außerdem gibt es hier gerade im Winterhalbjahr dann auch besonders spektakuläre Licht- und Wettersituationen zu erleben. Es ist ein bisschen ein gespaltenes Verhältnis: Meine Frau, meine Töchter und ich sind ganz froh, dass es auf Langeoog keine Stadt oder dergleichen gibt, die Insel aber aufgrund der guten Erreichbarkeit eben doch fast das ganze Jahr über von Gästen aufgesucht wird.

Betriebshof
Die regelmäßigen Strandaufspülungen auf Langeoog und den anderen Inseln werden von Ingenieurteams des NLWKN geplant. Foto: Utkieker-Archiv

Zum Glück ist der nächste Sommer ja immer nicht weit und das Inselwetter oftmals besser als auf dem Festland. Den Strand vor der Haustür, Salz auf den Lippen, Möwen und Wellengang im Ohr: Sie und ihre Kollegen müssten sich doch vor Bewerbungen eigentlich kaum retten können?
Das könnte man beim Blick aus dem Fenster tatsächlich meinen, dem ist aber leider nicht so. Im Gegenteil: Es werden immer wieder händeringend Kolleginnen und Kollegen mit handwerklichem Geschick für die wichtigen Tätigkeiten auf den Inseln gesucht. Denn bei aller Anziehungskraft dieses Urlaubsparadieses, der großen Bedeutung unserer Aufgaben und den vielen schönen Seiten des Lebens auf einer Insel gilt es natürlich auch ein paar Herausforderungen zu bewältigen: Die Trennung von Beruf und Privatem zum Beispiel. Das funktioniert auf einer so kleinen Insel natürlich nur bedingt, weil man durch den Beruf, der für die Leute ja auch noch wortwörtlich überlebenswichtig ist, hier sehr bekannt ist.

Betriebshof
Sein Arbeitsplatz ist die Natur: Seit 2009 leitet Wasserbaumeister Meik Julius den Betriebshof auf Langeoog. Foto: Antje Julius/NLWKN

Inkognito ist man also eher selten …
Richtig. Die größte Herausforderung sind aber sicherlich die Lebenshaltungskosten auf einer Insel. Die Fährkosten, die ­höheren Preise für Lebensmittel, die Parkplatzgebühren am Festland, vor allem aber bezahlbarer Wohnraum. Als Betriebshofleiter habe ich sogenannte Residenzpflicht auf der Insel und der NLWKN stellt mir im Gegenzug eine Dienstwohnung zu vergleichsweise günstigen Konditionen zur Verfügung. Trotz aller Herausforderungen: Einen schöneren Ort zum Arbeiten gibt es für mich nicht! -Text: NLKWKN-

Ein Dankeschön, das wächst

Auszeichnung mit „Grüner Hausnummer“ und Apfelbäumchen

Erfolg zieht Kreise: Auch in diesem Jahr haben, wie schon 2024, gleich zwei Langeooger Ehepaare mit ihren Wohngebäuden die Anforderungen für die „Grüne Hausnummer“ erfüllt. Mit dieser Auszeichnung würdigen die Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen (KEAN) sowie der Landkreis Wittmund besonders energieeffizientes und damit klimafreundliches Bauen und Sanieren. Die feierliche Übergabe der Preise fand am Donnerstag, 13. März um 14 Uhr im Ratssaal der Inselgemeinde statt.

Grüne Hausnummer
Umrahmt von Kreis-Klimaschutzmanagerin Elisa Bodenstab (li.) und Langeoogs Klimaschutzmanager Thomas Hönscheid (re.), präsentieren sich die Preisträgerinnen und Preisträger vor dem Rathaus (v.l.): Hermann und Kirsten Rottmann sowie Jan Martin und Sabine Janssen. (Foto: Klaus Kremer)

Erneut zwei Preisträger von Langeoog
Geehrt wurden Sabine und Jan Martin Janssen sowie Kirsten und Hermann Rottmann für ihre Sanierungs-Projekte. Zur Feierstunde im voll besetzten Ratssaal der Inselgemeinde Langeoog begrüßte der stellvertretende Bürgermeister Rüdiger Schmidt die Gäste, darunter Sina Beckmann, Abgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen im Niedersächsischen Landtag.
Die Preisträgerinnen und Preisträger stellten die Maßnahmen vor, die sie an ihren Häusern umgesetzt haben. Dazu gehören etwa die Wärmedämmung von Dach, Decken und Fassade, die Erneuerung der Fenster sowie die Installation von Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen. Weitere Optimierungen sind bereits in Planung. Neben der finanziellen Förderung wurden die Einsparungen bei den Betriebskosten und die Verbesserung des Raumklimas als Vorteile hervorgehoben.
Aus dem Publikum kamen zudem weitere Beispiele und Ideen, wie auch andere Eigentümer ihre Gebäude zukunftsfähig gestalten können – ein deutliches Zeichen: Viele möchten etwas bewegen, und viele tun bereits etwas.

Wachsende Anerkennung
Als Dankeschön für ihr Engagement konnten sich die beiden ausgezeichneten Paare über eine Grüne Hausnummer und ein Apfelbäumchen für ihren Garten freuen.
Die Preisverleihung wurde von der Klimaschutzmanagerin des Landkreises Wittmund, Elisa Bodenstab, vorgenommen. Thomas Hönscheid, Klimaschutzmanager der Inselgemeinde Langeoog, wies darauf hin, dass energiesparendes Bauen und Sanieren auf der Insel Tradition hat. Stellvertretend für alle Langeoogerinnen und Langeooger, die sich ebenfalls um die zukunftssichere Ertüchtigung ihrer Wohngebäude gekümmert haben, ohne bislang an der Vergabe der Grünen Hausnummer teilgenommen zu haben, nannte er die Familien Matzies, Sommer, Recktenwald und Agena, die der Einladung zur Feierstunde gefolgt waren.

Neue Bewerbungsrunde ab August
Die Bewerbungsphase läuft dieses Jahr vom 1. August bis zum 30. September 2025. Die entsprechenden Unterlagen zur Vorbereitung werden zeitnah auf der Website des Landkreises zur Verfügung stehen. -ut-

„Wir machen das aus Verantwortung“

Langeooger Verbandsvorsitzende holen Energieberater auf die Insel

Energie
Vorbildliche Verbandsvorsitzende: Olaf Hube (li.), Ralf Deeling (Mi.) und Holger Schwede (re.). Energiegutachter Horst Zöller (2.v.r.) führte die Beratungen durch. Klimaschutzmanager Thomas Hönscheid (2.v.l.) kümmerte sich um die Terminabstimmung. (Foto: privat)

Unternehmer sind Menschen, die etwas unternehmen, um die Dinge auf den Weg zu bringen. Ganz in diesem Sinne sind die drei Vorsitzenden der Langeooger Unternehmerverbände Holger Schwede (Handwerk), Olaf Hube (Einzelhandel) und Ralf Deeling (Dehoga) jetzt mit gutem Beispiel vorangegangen. Auf ihre Initiative hin besuchte Anfang März der Ingenieur und Energiegutachter Horst Zöller für zwei Tage die Insel, um aufsuchende Energieberatungen für Langeooger Unternehmen durchzuführen.
Was allen drei Initiatoren wichtig war: „Wir machen das nicht nur für uns“, so Ralf Deeling, „sondern vor allem auch für unsere Mitgliedsbetriebe, um das Angebot einmal zu testen und unsere Erfahrungen in unsere Verbände hineinzutragen.“ Getestet haben die Langeooger Verbandsvorsitzenden die beiden kostenfreien Beratungsformate „Impuls Solar“ und „Impuls Klimaneutralität“, die von der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen (KEAN) in Zusammenarbeit mit zertifizierten Energieberatern angeboten werden.

Energie
Jannes Remmers, Inhaber der Backstube Remmers, schob die Aktion mit an. Wiebke Freye, Mitgeschäftsführerin der Schreiber Bau GmbH, nutzte die Gelegenheit. (Foto: privat)

„Beratung war gut“
Vier weitere Inselbetriebe schlossen sich spontan an. Insgesamt konnten schließlich sechs Langeooger Unternehmen beraten werden, da ein Teilnehmer kurzfristig absagen musste. Energiegutachter Horst Zöller, Mitarbeiter des Ingenieurbüros Robert Schimweg aus Bremerhaven, nahm sich jeweils rund zwei Stunden Zeit, um vor Ort die Immobilien in Augenschein zu nehmen und die Gespräche zu führen.
Das Fazit von Tischlermeister Holger Schwede fällt positiv aus. „Die Beratung war gut. Wir werden voraussichtlich rund 90 Quadratmeter Photovoltaik auf unsere Hallen aufbringen. Den Erneuerbaren gehört die Zukunft. Sonne und Wind gibt es immer und es ist absehbar, dass diese Quellen auf Dauer günstiger sein werden als alles andere.“ Für Ralf Deeling, Inhaber des Restaurants „In’t Dörp“ in der Barkhausenstraße, könnte sich ein Energiespeicher rechnen. Die jährlichen Stromkosten des Lokals bewegen sich im hohen fünfstelligen Bereich. „Das liegt natürlich an den ganzen Küchengeräten, die wir brauchen. Klar denken wir über die Senkung unserer Energiekosten nach.“
Olaf Hube hat sein Geschäft, die Buddelei Urlaubsmoden Langeoog, ganz auf nachhaltige und kreative Mode ausgerichtet. „Ich mache hier aus Überzeugung mit“, sagt er. „Für den Umweltschutz und natürlich auch, um Geld zu sparen.“ Rund 15 Prozent machten die Energiekosten an seinen Gesamtkosten aus, erklärt Hube. „Wir haben schon eine Menge getan und zum Beispiel unsere Beleuchtung schon vor längerer Zeit komplett auf LED umgestellt. Jetzt wollen wir einfach mal sehen, was noch möglich ist.“
Zusammen vertreten die drei Verbandsvorsitzenden etwa 45 Betriebe. „Die Zahl der Unternehmen auf Langeoog ist allerdings deutlich größer“, stellt Olaf Hube klar. „Es sind ja nicht alle in einem Verband organisiert. Wenn wir von denen jemanden erreichen können, freut uns das aber genauso.“

Kosten und Emissionen senken
Beratungsbedarf gibt es auf jeden Fall. Der durchschnittliche europäische Strompreis für Unternehmen lag 2024 bei 18,7 Cent pro Kilowattstunde. Deutschland lag mit 23,3 Cent pro ­Kilowattstunde 25 Prozent darüber. Am teuersten war der Strom laut Eurostat in Irland mit 25,6 Cent pro Kilowattstunde. Den niedrigsten Preis zahlten Unternehmen in Island mit 8,6 Cent. Hinzu kommt: Gas wird aller Voraussicht nach immer ­teurer werden. Zum 1. Januar ist der CO2-Preis von 45 Euro auf 55 Euro pro Tonne gestiegen. Die stufenweise Erhöhung soll dazu beitragen, die CO2-Emissionen von Gebäuden und im Verkehr zu verringern. Für Energiegutachter Horst Zöller ist deshalb klar: „Wir können viel reden, zum Schluss ist entscheidend: Es muss etwas getan werden!“
Der Initiative der Unternehmensvertreter angeschlossen hatten sich außerdem die Bäckerei Remmers, das Fuhrunternehmen Eckhardt und die Firma Schreiber Bau. Jannes Remmers hat seine Bäckerei, die Backstube Remmers, aufgrund des hohen Energiebedarfs schon durch und durch auf Energieeffizienz getrimmt – von der Photovoltaikanlage auf dem Dach bis zur Backfolge seines Sortiments. Mitgemacht hat er trotzdem. Seine Motivation: „Ich fand die Aktion gut und wollte das einfach gern unterstützen. Und letzten Endes kann man immer etwas dazulernen.“
Wiebke Freye, gemeinsam mit ihrem Bruder Onnen Schreiber Geschäftsführerin der Schreiber Bau GmbH, freute sich gleichfalls über die Möglichkeit der Energieberatung vor Ort. „Wir wollten schon ewig mal ran an das Thema Solaranlage“, sagt sie mit einem Blick auf das Firmendach, „aber im Tagesgeschäft ging das immer unter.“ Die Energiekosten des Familienbetriebes zu senken ist für sie nur ein Aspekt. „Wir machen das auch aus Verantwortung für unsere Kinder.“ -ut-

Wohnen und Heizen – was ändert sich 2025?

Strompreise, Kaminöfen, Smart Meter – und was wird aus dem Gebäudeenergiegesetz? Was sich im neuen Jahr rund ums Wohnen und Heizen alles ändert, hat das unabhängige Verbraucherportal co2online.de zusammengefasst. Tipp: Ein Blick auf die wichtigsten neuen Regelungen lohnt sich!

Neue Bundesregierung: Was passiert mit dem GEG?
Noch haben wir keine neue Bundesregierung. Aber die Botschaft, die einige Parteien aktuell in Bezug auf das Gebäudeenergiegesetz vermitteln, kann der Sand im Getriebe der Wärmewende werden.
Ist das Heizungsgesetz vor dem Aus? Gibt es 2025 noch Geld für eine neue Heizung? Muss ich mein Haus sanieren oder nicht? Eine allgemeingültige Antwort auf diese Fragen ist an dieser Stelle faktisch nicht möglich. Wir können Ihnen aber zumindest eine Orientierung bieten.
„Trotz der Ungewissheit gilt: Es sind aktuell noch Haushaltsmittel für die Bundesförderung effiziente Gebäude (BEG) vorhanden, um diese bis Jahresende zu bedienen. Im nächsten Jahr gilt die vorläufige Haushaltsführung, sodass auch dann die Programme weiterlaufen und Anträge gestellt werden können. Haushalte, die aktuell konkrete Maßnahmen planen, sollten jetzt zwar nichts überstürzen, aber ihre Planung zügig zum Abschluss bringen. Trotzdem ist Gründlichkeit wichtiger als Schnelligkeit. Fehlerhafte Anträge werden abgelehnt und nicht gut geplante oder abgestimmte Maßnahmen sind häufig nicht so wirksam. Deswegen gilt es, die Maßnahmen möglichst zusammen mit einem/r unabhängigen Energieberater*in durchzusprechen.“ Tanja Loitz, co2online-Geschäftsführerin.

Kaminbesitzer*innen müssen dringend nachschauen – und notfalls aktiv werden
Kamine, Kaminöfen und Öfen, die zwischen Januar 1995 und 21. März 2010 installiert wurden, müssen nach dem 31. Dezember 2024 die vorgegebenen Feinstaub- und Kohlenmonoxidwerte einhalten. Das sind 0,15 Gramm je Kubikmeter Staub und 4 Gramm Kohlenmonoxid je Kubikmeter. Angaben zu Ihrer Anlage sowie deren Emissionswerte sind in der Regel im Feuerstättenbescheid hinterlegt. Alternativ können Sie in der Datenbank des Industrieverbandes Haus-, Heiz- und Küchentechnik nach dem Hersteller und Modell schauen und weitere Rechercheschritte einleiten.
Betroffene Anlagen nachrüsten oder stilllegen
Ist Ihre Anlage betroffen, können Sie sie entweder mit einem Staubabscheider nachrüsten und weiter¬nutzen – oder aber stilllegen. Bei der Wahl des Staubabscheiders können Sie zwischen aktivem und passivem Filter entscheiden. Weitere Informationen zum Thema finden Sie in unserem Fachartikel.

CO2-Preis fürs Heizen mit Öl und Gas steigt auf 55 Euro pro Tonne
Wer mit Öl oder Gas heizt, muss mit höheren Kosten rechnen. Der CO2-Preis von aktuell 45 Euro pro Tonne steigt 2025 auf 55 Euro. Für eine Wohnung mit Ölheizung bedeutet das im Schnitt 165 Euro Mehrkosten. In einem Einfamilienhaus sind es sogar 285 Euro. Werden beide Gebäude stattdessen mit Gas beheizt, fallen die Mehrkosten etwas geringer aus: 125 für eine Wohnung bzw. 215 Euro für ein Einfamilienhaus. Bei Mietobjekten werden die Kosten anteilig zwischen Vermieter*in und Mieter*in aufgeteilt – je nachdem, in welchem energetischen Zustand sich das Gebäude befindet.*
Aber nicht nur das Heizen mit fossilen Energieträgern wird teurer. Auch Autofahrer*innen müssen tiefer in die Tasche greifen. Bei einem Benziner sind es im Schnitt 155 Euro Mehrkosten im Jahr, bei einem Diesel 175 Euro.
*Alle Angaben beziehen sich auf Durchschnittswerte aus dem aktuellen Heizspiegel 2024

Dynamische Stromtarife und Smart-Meter-Pflicht
Ab 2025 sind Energieversorger verpflichtet, dynamische Stromtarife anzubieten. Diese richten sich nach den Spotpreisen der Strombörse: Bei hoher Stromverfügbarkeit und geringer Nachfrage sinken die Preise, bei Spitzenlasten steigen sie. Voraussetzung für diese Tarife ist ein intelligentes Messsystem (Smart Meter).

Smart Meter für einige Haushalte Pflicht
Haushalte, die mehr als 6.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr verbrauchen, sind ab dem nächsten Jahr verpflichtet, auf Smart Meter umzusteigen. Wer eine Wärmepumpe oder eine Ladestation für E-Autos hat, fällt ebenfalls unter die Pflicht. Die Messstellenbetreiber, die den Wechsel vornehmen, kommen dazu auf die Haushalte zu. Für den Einbau gilt ein Zeitfenster bis Ende 2030.

Netzausbau-Regelung sorgt örtlich für günstigere Strompreise
Die Verteilung der Netzkosten soll 2025 so angepasst werden, dass Regionen mit hohem Anteil erneuerbarer Energien davon profitieren können. Insbesondere Bewohner*innen in den drei Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Schleswig-Holstein können also demnächst mit günstigerem Strom rechnen.

PV-Vergütung, Solardach-Pflicht und Wärmepumpen
Ab Februar 2025 erhalten Betreiber*innen neuer Photovoltaikanlagen eine geringere Vergütung für eingespeisten Strom. Für Anlagen bis 10 kW Leistung sinkt die Vergütung um 1 Prozent auf 7,95 Cent pro Kilowattstunde. Bestehende Anlagen sind davon nicht betroffen – ihre feste Einspeisevergütung gilt weiterhin für 20 Jahre.

Solardach-Pflicht wird ausgeweitet
In einigen Bundesländern wie Baden-Württemberg, Berlin und Hamburg gilt bereits die Solarpflicht beim Neubau von Gebäuden. Jetzt ziehen andere Länder nach: In Schleswig-Holstein beispielsweise müssen Neubauten ebenfalls mit einer PV-Anlage ausgestattet werden. In Hessen gilt diese Pflicht vorerst nur für landeseigene Gebäude und neue Parkplätze.

Wärmepumpen müssen an einen Smart Gateway angeschlossen werden
Für die Förderung von Wärmepumpen ist ab 2025 ein Anschluss an ein zertifiziertes Smart-Meter-Gateway erforderlich. Dieses ermöglicht das Erfassen relevanter Energiedaten und eine netzdienliche Steuerung der Wärmepumpe.

Aus: co2online, Newsletter Dezember 2024. Mehr Informationen unter: www.co2online.de

Einfach Energiesparen im Winter

Türen sollten eigentlich immer offen sein – jedenfalls zwischen Menschen. Im Haus hingegen ist es im Winter oft ratsam, Türen sorgsam hinter sich zu verschließen, um nicht aus Versehen den Flur oder das Treppenhaus mit zu heizen oder sonstige Räume, die man die meiste Zeit über gar nicht nutzt. Bloß: Wer wäre nicht manchmal unachtsam?
Eine einfache Vorrichtung hilft offenen Türen auf die Sprünge und kann dazu beitragen, Heizenergie einzusparen: Automatische Türschließer drücken die Tür nach dem Durchschreiten zuverlässig wieder zu. Handelsübliche Modelle sind einfach anzubringen und kosten in guter Qualität nicht mehr als 15 bis 25 Euro. Eine überschaubare Investition, die sich nicht nur im privaten Bereich schnell bezahlt macht kann, sondern vor allem auch in Hotels und in der Gastronomie, wo täglich viele Gäste ein- und ausgehen.

 

Klimalogbuch Langeoog

Eintrag vom 7. November 2024: Außentemperatur: 5°C | Betriebsklima: gelassen | Weitere Aussichten: leicht eingetrübt

Liebe Langeoogerinnen, liebe Langeooger,
der November, das bleibt leider festzuhalten, beginnt im Hinblick auf die Küstenregionen dieser Erde mit ziemlich trüben Aussichten. In den USA, weltgrößte Wirtschaftsmacht und – mithin – einer der größten CO2-Emittenten, wurde neu gewählt und es ist absehbar, dass die neue Administration viele, wenn nicht gar alle, Klimaschutzprogramme ihrer Vorgängerregierung einstampfen wird. Autsch! Das tut weh, wenn man an die menschliche Vernunft glaubt. Den Krieg gegen die Natur werden wir auf Dauer nicht gewinnen können. Umso wichtiger werden Insellösungen. Auf Gemeindeebene. Dort, wo wir alle miteinander etwas bewegen können. Im Kleinen und selbst im Kleinsten. Und auf dieser Ebene, immerhin, sind uns auf Langeoog in den letzten Wochen ein paar Fortschritte gelungen.

Bürgerversammlung
Die kommunale Wärmeplanung, deren wichtigste Ergebnisse Ende Oktober im Rahmen einer Bürgerversammlung vorgestellt wurden, hat gezeigt, dass es auf der Insel – zumindest theoretisch – ausreichende Potenziale an erneuerbaren Energien gibt, um alle Haushalte mit Strom und Wärme versorgen zu können (die Präsentation „Die kommunale Wärmeplanung für Langeoog und ihre Chancen“ ist auf www.gemeinde.langeoog.de unter „Aktuelles auf der Insel“ einzusehen). Wie genau sich diese Potenziale erschließen lassen und zu welchen Kosten für die Energieverbraucher, darüber wird nach aller Voraussicht eine „Machbarkeitsstudie Nahwärmenetz“ für Langeoog Auskunft geben müssen. Deren Ergebnisse könnten, abhängig vom Projektfortschritt, Ende 2025 bis Mitte 2026 vorliegen.

Zum Mitnehmen

Mit kleinen Metalldosen für Zigarettenkippen schützt Langeoog die Umwelt

Einige nutzen die kleinen Metalldosen für Muscheln und Sand, manche für Bonbons. Kinder auch gerne als Schatzkiste. „Auf jeden Fall werden sie genutzt und gut angenommen“, sagt Aggi Meiners von der Tourist-Information Langeoog. Vor allem für Zigarettenkippen, für die sie ursprünglich auch gedacht sind.

Gerade am Strand wissen viele Rauchende nicht wohin mit den Zigarettenstummeln. Vor etwa sieben Jahren kamen die ersten sogenannten Strandascher oder auch Taschenascher auf die Insel. Damals beklebten Aggi Meiners und ihre Kolleginnen sie noch selbst. Inzwischen sind die Metalldosen bedruckt mit dem Slogan: „Langeoog – Keine Haie, keine Autos, kein Müll“. Über 1.000 Stück sind im vergangenen Jahr verkauft worden.

Den Verkauf der Taschenascher sieht die Inselgemeinde als gute Möglichkeit, um Menschen zu sensibilisieren, Zigarettenstummel umweltfreundlich zu entsorgen. „Jeder Mensch ist für seine Umwelt mitverantwortlich und kann dafür sorgen, dass weniger Müll entsteht und wenn er entstanden ist, ihn angemessen entsorgen“, sagt Heike Horn, Bürgermeisterin der Insel.

Das Jugendhaus am Meer, das JAM, hat im vergangenen Jahr Dosen bemalt und als Aschenbecher neben die Bänke in der Grünanlage am Rathaus aufgestellt. Sie wurden allerdings für andere Abfälle genutzt und die Zigarettenstummel landeten auf dem Boden rund um die Bänke. Daraufhin wurden die Dosen, die das JAM auch reinigte, wieder entfernt. Ob es einen Ersatz für die Dosen gibt, ist noch nicht sicher. „Hier sind wir in der Findungsphase“, so die Bürgermeisterin. Für sie steht allerdings fest: „Auch hier gilt – Handaschenbecher sind die Lösung.“

Erhältlich sind die Taschenascher im Sportzentrum, in der Tourist-Information im Haus der Insel (HDI), im Inselbahnhof und in den Sommermonaten an den Strandkorbservice-Stationen. Der Große kostet 3,90 Euro, der Kleine zwei Euro.

-jeg-

Zigarettenstummel in der Natur
Die meisten Zigarettenfilter sind aus dem Kunststoff Celluloseacetat, der biologisch nicht abbaubar ist. Gelangt er in die Natur, zerfällt er über einen langen Zeitraum – geschätzt sind es zehn bis 15 Jahre – zu Mikroplastik.

In den meisten Fällen besteht ein Zigarettenstummel nicht nur aus dem Filter, sondern auch aus Tabakresten. Bis zu 7.000 giftige Chemikalien können in Tabak-Produkten enthalten sein. Neben Nikotin sind es weitere Giftstoffe wie Arsen, Benzol, Blei, Cadmium, Chrom und Kupfer. Für die Natur hat das fatale Folgen.

Da Zigarettenstummel nur wenige Gramm leicht sind, werden sie schnell vom Wind verweht oder vom Regen weggespült. Teils werden sie auch in Gullys geworfen, von wo sie über die Regenwasserkanalisation in offene Gewässer gelangen können. Samt aller schädlichen Inhaltsstoffe kommen sie so in Seen, Bäche, Flüsse und ins Meer, verschmutzen die Natur und gefährden Tiere und Pflanzen.

„Zur Nachahmung empfohlen“

Deff Westerkamp hilft mit, den Schulhof der Inselschule naturnah umzugestalten

Zwischenziele helfen zum Ziel zu kommen. Schritt für Schritt. Oder Blume für Blume. Baum für Baum. Ein wenig Blut gehört auch dazu. Allerdings Kunstblut. „Den Geruch mögen Kaninchen und Rehe nicht“, sagt Deff Westerkamp. Er hat sich immer wieder über die von den Tieren an- und teils auch aufgefressenen jungen Pflanzen geärgert. Denn was der Insulaner pflanzt, ist für Insekten gedacht.

Einen eigenen Garten hat er nicht. Doch die Inselschule Langeoog hat einen großen Schulhof, eine Schulgarten-AG und ist offen für die Umgestaltung zu einem naturnahen Schulhof. Geplant sei, so Deff Westerkamp, die invasive Wildrose Rosa rugosa, die sogenannte Kartoffelrose, zu entfernen. Sie hat sich auf dem Schulgelände stark ausgebreitet. Stattdessen sollen Hecken aus heimischen Sträuchern gepflanzt werden, um Vögeln Nistmöglichkeiten zu geben und Insekten eine abwechslungsreiche Nahrungsquelle. „Brombeeren, Schlehen, Weißdorn, Eberesche – alles was hier typisch ist, wird gepflanzt.“ Aber nicht von heute auf morgen. „Das geht über Jahre“, sagt der Umweltwissenschaftler und Inselfotograf.

Während seines Studiums an der Universität Lüneburg hat er mitgeholfen einen Biotopgarten zu konzipieren. „Das könnte man auch auf Langeoog machen“, dachte er sich damals. Nun wolle er mit positivem Beispiel vorangehen, um Menschen zu zeigen, wie schön die Natur ist. Während der Projektwoche der Inselschule im vergangenen Sommer hat er mit einigen Schülerinnen und Schülern schon so manches auf dem Schulhof umsetzen können. Etwa eine Benjeshecke, eine Totholzhecke, die Vögeln und kleinen Säugetieren einen Lebensraum bieten soll, eine Lehmwand als Nistmöglichkeit für Bienen und eine kleine Wildblumenwiese für Insekten.

All das sei „zur Nachahmung empfohlen“, wie er sagt. Er wolle die Menschen inspirieren, mitzumachen und einen Beitrag zur Artenvielfalt zu leisten. „Eine bunte Blumenwiese ist spannender, als ein wöchentlich gemähter Rasen. Menschen können es sich dann vorstellen.“ Er spricht von „blühenden Landschaften im Kopf“, von einem „Seelengarten“. Es brauche einen Auslöser, einen positiven Effekt, etwa in Form des „Blühfaktors“ einer Blumenwiese.

Vorstellen könne er sich auch eine Streuobstwiese mit alten Obstsorten. Auch Schulleiterin Petra Ahrenholz ist von der Idee angetan. Doch noch ist die Umsetzung ungewiss. Die Finanzierung spielt eine Rolle dabei. Es gebe zwar Fördergelder, aber dann gleich für 20 Bäume, erzählt die Schulleiterin. Da müsse noch geschaut werden, wo die Bäume überhaupt überall gepflanzt werden könnten. Was jetzt schon gewiss ist: Das Schulgebäude muss im kommenden Jahr neu verfugt werden und davon werden einige Tiere profitieren können: Denn dann sollen auch Nisthilfen für Mehlschwalben und Quartiere für Fledermäuse angebracht werden.

-jeg-