Zu Besuch bei der DLRG-Wasserwacht auf Langeoog
Während des Gesprächs mit Frank Steinhagen wird schnell klar: Hier nimmt jemand seinen Job äußerst ernst. Dies merkt man unter anderem daran, dass der Wachleiter der DLRG (Deutsche-Lebens-Rettungs-Gesellschaft), während er Fragen beantwortet, immer wieder durch das Fernglas schaut, um die Badenden und seine Kollegen am Meeressaum im Auge zu behalten.
„Im laufenden Badebetrieb befindet sich immer mindestens ein Rettungsschwimmer direkt an der Wasserkante, um im Notfall schnellstens eingreifen zu können“, sagt Steinhagen, der sich im nächsten Moment per Handzeichen mit seinem Kollegen Alexander Emmerson verständigt. „Wir halten Sichtkontakt und unterhalten uns per unmissverständlicher Gestik. Wir stehen weit auseinander und Wind und Wellen bringen ja eine gewisse Geräuschkulisse mit sich. Da bringt es nicht viel, sich etwas zuzurufen. Und wir wollen möglichst unauffällig arbeiten, um keine Panik oder Neugierde unter den Strandbesuchern auszulösen“, verrät Frank Steinhagen, der seit sieben Jahren regelmäßig auf Langeoog für die DLRG im Einsatz ist. Vor 25 Jahren, zur Saison 2000, übernahm die DLRG den Wasserrettungsdienst von der damaligen Kurverwaltung.
„Der Wind ist kühl, aber die Sonne brennt. Darum bekommt man es oftmals nicht sofort mit, wenn man sich einen schlimmen Sonnenbrand einfängt“, sagt der 57-Jährige aus Tönisvorst, der damit unterstreicht, dass man nicht „nur“ für die Rettung aus dem Wasser zuständig ist. Vielmehr kümmert sich das Team auch um sonnenverbrannte Gäste und solche, die einen Hitzschlag erlitten haben. Zudem können Muscheln für Schnittverletzungen sorgen und Begegnungen mit Quallen bringen nicht selten Verbrennungen mit sich. „Diese Art von Verbrennungen behandeln wir ganz klassisch mit Rasierschaum, der nach einer kurzen Einwirkzeit abgeschabt wird“, berichtet Steinhagen.
Die Rettungsschwimmer verteilen sich auf die drei an Haupt-, Ost- und Westbad befindlichen Türme. „Die jeweils sechs bis neun Personen starken Mannschaften bleiben zumeist eine oder zwei Wochen lang. Neu ist in diesem Jahr, dass der hauptamtliche Wachleiter nicht mehr während der ganzen Saison bleibt, sondern dass sich drei Leute, die sich nach vier Wochen abwechseln, diesen Posten teilen. Es ist einfach schwieriger geworden, Personal zu finden, das den ganzen Sommer über auf der Insel bleiben kann“, berichtet der Wachleiter, für den die Arbeit auf Langeoog besondere Herausforderungen mit sich bringt. „Die Tätigkeit an einem Gezeitengewässer ist schon speziell. Je nach Wasserstand lauern unterschiedliche Gefahren. Wir haben hier mit Prielbereichen und Sandbänken zu tun. Bei Prielen merkt der Badende im Vorfeld nicht, wenn es im nächsten Moment tief hinunter geht. Und bei Sandbänken gibt es meistens eine flache und eine steile Kante, die man durch das trübe Wasser nicht rechtzeitig erblicken kann.“ Wenn ein Badender zu ertrinken droht, springen die Rettungsschwimmer direkt in die Brandung. „Das ist eine Extremsituation, in der uns und dem in Not geratenen Menschen der sogenannte Gurtretter hilft. Diese Auftriebshilfe unterstützt die Beteiligten dabei, wertvolle Kräfte zu sparen“, erklärt Frank Steinhagen.
Wer Lust hat, selbst den Dienst in der Abteilung „Wasserrettungsdienst Küste“ bei der DLRG zu absolvieren, sollte das Deutsche Rettungsschwimmerabzeichen mindestens in Silber und ein Mindestalter von 16 Jahren vorweisen können. „Zudem sollte ein Erste-Hilfe-Kurs alle zwei Jahre aktualisiert werden. Viele stoßen schon in jungen Jahren zu uns und viele kommen wieder zu uns zurück, wenn sie ihre Berufsausbildung oder die Schule abgeschlossen haben.
Interessierte können sich bei der DLRG-Zentralstelle in Bad Nenndorf bewerben“, weiß Frank Steinhagen, der sich freut, auf Langeoog bisher keine extrem gefährliche Situation erlebt zu haben. „Ich bin immer in der Nebensaison auf der Insel. Schlimme Fälle passieren meistens, wenn ich nicht auf Langeoog bin. Das hat aber bestimmt nichts mit meiner Person zu tun“, scherzt er.
-ker-