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„Kommet und habet Freude“

Schauspieler und Autor Oliver Wnuk im Interview

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Strandkorb bleibt Strandkorb: Ob auf Sylt oder Langeoog, Oliver Wnuk ist gerne am Strand. (Foto: Network Movie / Thomas Leidig)

Seit über 20 Jahren fasst er Mörder auf der Nordseeinsel Sylt, jetzt kommt Oliver Wnuk mit „Wnuk denkt laut und liest was vor“ nach Langeoog. Dabei wird er keineswegs als Fernsehkommissar Hinnerk Feldmann auftreten, sondern vielmehr in seiner Rolle als schreibender Denker. Mit zwei Romanen und vier Kinderbüchern hat der geborene Konstanzer schon eine beachtliche Bibliografie veröffentlicht, doch wenn er am 13. Juni 2025 im Haus der Insel vorliest, dann sind es Gedanken aus seinen Kolumnen mit Tiefgang. Die „Utkieker“-Redakteure Rebekka Schweitzer und Thilo Köpsel sprachen vorab mit ihm.

Aktuell drehen Sie auf Sylt die 30. Folge der ZDF-Erfolgsserie „Nord Nord Mord“. Haben Sie einen gewissen Hang zum Genre?
Ich mag das Genre, ja. Aber privat befasse ich mich kaum mit dem Thema. Ich beschäftige mich vier bis fünf Monate im Jahr beim Dreh mit Krimis, sie sind beruflich allgegenwärtig. Da darf es im Privaten gerne etwas weniger Mord sein.

Auch auf Langeoog wird regelmäßig „gemordet“. Ein „Tatort“ wurde hier gedreht, und für Ostfriesenkrimiautor Klaus-Peter Wolf ist Langeoog heimisches Mordrevier. Sie fahren also von einer auf die nächste Mordinsel?
Man wird wohl kaum eine Insel finden, auf der kein Kommissar über die Dünen rennt. Da haben wir damals mit „NNM“ einen Küstenkrimi-Boom ausgelöst. Das Thema Krimi ist schon ein Faszinosum in der deutschen Gesellschaft. Warum wir Deutschen so darauf fixiert sind, darauf gehe ich übrigens auch in meiner Lese-Show ein.

Waren Sie schon mal auf Langeoog?
Nein, die Ostfriesischen Inseln sind allesamt Neuland für mich. Als deutsche Inseln kenne ich bisher nur die Bodenseeinseln – ich stamme von dort –, Föhr und natürlich Sylt.

Sie verbringen viel Zeit auf Sylt. Wie gefällt Ihnen das Inselleben?
Die Insel ist Teil meines Lebens geworden. Ich habe die Entwicklungen gesehen, mitbekommen, wie Kinder groß wurden, hatte hier Hochs und Tiefs. Und währenddessen habe ich Mörder gefangen. Als Dreh-Gemeinschaft stehen wir natürlich im Vordergrund. Es ist schön, von Fans wiedererkannt und angesprochen zu werden. Aber das kann auch zu Einschränkungen führen. Ich kann selten privat sein. Manchmal ist es auch schön, wieder zurück in die Großstadt zu fahren.

Sie sind ja auch Autor. Zuerst erschienen Romane, in den letzten Jahren waren es aber Kinderbücher, zuletzt „Die Hochhauskatze“. Warum der Genrewechsel?
Das ist eine bewusste Entscheidung. Ein Roman schreibt sich nicht so schnell. Man widmet ihm zwei, drei Jahre seines ­Lebens, vielleicht auch mehr. Da braucht man ein Thema, das einen als Autor auch wirklich durch das Schreiben trägt. Aber Kinderbücher sind mit das Anspruchvollste, was man schreiben kann. Hier liegt die Schwierigkeit in der Verknappung. Und man arbeitet mit vielen Menschen zusammen, etwa mit Zeichnern oder Setzern. Das ist spannend.

Ist denn schon ein neues Buch in Planung?
Im Januar 2026 soll pünktlich zu meinem 50. Geburtstag eine Sammlung meiner Kolumnen erscheinen. Auch ein paar neu verfasste Texte werden dabei sein. Meine Lese-Show hat das in Gang gebracht.

Die Langeooger und Langeoogerinnen samt ihren Gästen freuen sich schon auf Ihre Show. Was erwartet sie dort?
Seit Oktober 2024 gibt es die Veranstaltungsreihe, bis Ende 2026 sind noch 34 Shows geplant. Die nächsten Gelegenheiten in der Region wären am 8. März 2026 in Osnabrück oder am 6. November 2026 in Stade. Es lohnt sich also, jetzt auf Langeoog zur Show zu kommen.
Jeder Abend ist anders. Ich habe natürlich einen Stoß vorbereiteter Papiere, die ich abarbeite, aber ich passe auch immer ­tagesaktuell an. Meine letzte Show auf Sylt fiel gerade in die Zeit der Papstwahl und Kanzlervereidigung, das hat den Abend natürlich beeinflusst. Ich stehe ausnahmsweise mal alleine auf der Bühne – da kann ich machen, was ich will.

Was sind denn typische Themen der Lese-Show?
Mir geht es um Verbindungen in alle Richtungen. Das Ganze ist durchaus autobiographisch angehaucht, das ist ja auch das Schöne. Ich möchte unterhaltsam berühren.

Herzlichen Dank für das Gespräch.
Ich danke Ihnen. Und an alle Langeooger, Langeoogerinnen und Inselgäste: Kommet und habet Freude!

Lapidare Fragen und menschliche Erkenntnisse

Oliver Wnuk denkt am 13. Juni 2025 über die großen Themen des Lebens nach

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Oliver Wnuk liest und denkt am 13. Juni auf Langeoog. (Foto: Network Movie / Thomas Leidig)

Von der Erkenntnis, warum das menschliche Ohr so seltsam anmutet bis hin zur lapidaren Frage nach dem Glück: Oliver Wnuk liest/erzählt/spielt, kurz: agiert aus seinen teils nachdenklichen, teils amüsanten Kolumnen mit Tiefgang. Der Schauspieler und Autor, bekannt unter anderem aus der Kult-Serie „Stromberg“ und der Krimireihe „Nord Nord Mord“, fragt sich: Wo ist das Glück, wann ist es, warum und wie viel bekommt er davon ab? Ein sehr persönlicher, autobiographischer Abriss über die großen Themen des Lebens und die Stolpersteine, die es umzudrehen gilt. Ein ausführliches Interview mit Oliver Wnuk finden Sie in diesem Heft.
„Wnuk denkt laut und liest was vor“ am Freitag, 13. Juni 2025 um 20.00 Uhr im Haus der Insel. Eintrittskarten sind für 23 Euro in der Tourist-Info erhältlich oder an der Abendkasse zuzüglich 2 Euro. -ut-

Hier kommt alles von Herzen

Handgemachtes am 7. Juni 2025

Herzensdinge

 

 

 

Eine Kreativmarkt-Alternative auf Langeoog: Die Organisatorinnen von „Herzensdinge“ laden alle Kreativliebhaber zu einem Inselspaziergang über mehrere Stationen mit vielen schönen selbstgemachten Sachen ein. Anstelle eines geschlossenen Kreativmarkts verkaufen die Mitwirkenden ihre Handarbeiten bei frischer Luft privat „über den Zaun“. An den über den Ort verteilten Ständen lässt sich vielfältig von Hand Gemachtes erwerben – von Socken, Langeooger Marmelade und Kinderkleidung über Postkarten, Wohndeko und Taschen bis hin zu gehäkelten Mützen, Holzarbeiten und naiver Malerei sowie Gartenschmuck.
Am 7. Juni ab 12.00 Uhr startet der Kreativmarkt. Die Seite herzensdinge.langeoognews.de informiert im Einzelnen über die Verkaufsstände. -ut-

Kasper und der Streit im Wald

Kasper übt sich in der „Spöölstuuv“ im Streitschlichten

KasperEs heißt wieder „Vorhang auf“ in der „Spöölstuv“, denn Kasper, Seppel, Gretel und Co. kehren zurück auf ihre Bühne. Nachdem ihr Stück 2020 nicht aufgeführt werden konnte, mussten sie ganze fünf Jahre auf ihren erneuten Auftritt warten. Doch jetzt ist es endlich wieder regelmäßig soweit: Theaterdirektorin Dr. Gabriele Hübener und Alex Pritz haben zusammen mit Langeooger Kindern ein niegelnagelneues Stück erarbeitet. Die originalen Hohnsteiner Handspielpuppen, die schon seit 2009 auf Langeoog zusammen spielen, haben fleißig geübt und „Kaspar und der Streit im Wald“ einstudiert. Gespannt warten sie nun auf fröhliche Kinder, denen sie ihr Stück präsentieren wollen: Hexe Wackelzahn und Zauberer Zip Zap streiten sich, wer von beiden besser zaubern kann. Da gibt es bald ein paar sonderliche Gestalten im Zauberwald. Wäre da nicht der Kasper mit seinen Freunden – es gäbe kein gutes Ende…
Die Puppen treten am 6. Juni um 15 Uhr in der „Spööl­stuv“ auf. Weitere Auftritte sind am 13., 20. und 27. Juni 2025. Karten gibt es für 5 Euro. -ut-

„Lila liest“ aus Ostfrieslandbuch vor
Im Anschluss an die Puppenkiste geht es jeden Freitag am selben Ort um 16 Uhr für Erwachsene weiter. Eine kurzweilige halbe Stunde lang stellt Dr. Gabriele Hübener alias „Lila“ ­Geschichte(n) aus Petra Wochniks Buch „Ostfriesland – Ein schneller Ritt durch Raum und Zeit“ vor. Darin geht es um das Besondere im Vergangenen. Um Geschichten, die erstaunen, manchmal verwundern und gelegentlich bis in unsere Tage weisen. Die Termine (Änderungen vorbehalten): 6., 13., 20. und 27. Juni 2025, jeweils von 16 bis 16.30 Uhr in der „Spööl­stuv“. Der Eintritt ist frei, eine kleine Spende willkommen. -ut-

 

Riesen-Labyrinth im Sand

Strandlabyrinth am 30. Mai – Mitbauen und Entdecken

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Ein Labyrinth an Langeoogs Strand. Natürlich wird das Labyrinth am 30. Mai viel größer. (Foto: S. Wübker)

Natürlich und vergänglich. Barfuß begehbar. Meditativ und verspielt. Am 30. Mai lädt Seelsorgerin Angela Gessner dazu ein, an Langeoogs Strand zur (eigenen) Mitte zu finden. Nachdem sie früh am Morgen die Grundstruktur eines Labyrinths in den Sand gezeichnet hat, dürfen danach Groß und Klein an den Begrenzungen mitmodellieren. Dabei haben sie freie Hand und können die Sandwälle so gestalten, wie sie möchten: Muscheln, Krebspanzer oder Steine sind nur ein paar Optionen, die die Natur von Langeoog zu bieten hat. Die Mainzerin, die schon zum fünften Mal auf der Insel ist, hat schon oft solche Labyrinthe gebaut, wenn auch meist in geschlossenen Räumen. Hier greift sie dann auf Gegenstände zurück, um die Mauern zu bauen, wie beispielsweise Kerzen oder Kuscheltiere. Wer weiß, vielleicht findet sich also auch die eine oder andere Sandschaufel im Langeooger Strandlabyrinth wieder?
Ist das Labyrinth fertig, darf es in aller Ruhe betreten werden. Dabei gibt es keine falschen Wege, denn an diesem Tag soll kein Irrgarten gebaut werden. Alle Wege führen in die Mitte. Unterwegs gibt es schriftliche Impulse, die die eigenen Gedanken anregen. Was in der Mitte des Labyrinths wartet, bleibt aber vorerst ein Geheimnis.
Das Strandlabyrinth „Geh-Zeiten“ kann am 30. Mai 2025 gebaut und anschließend entdeckt werden. Zwischen 10 und 15 Uhr am Strandabschnitt A dürfen Besucher mit Händen und Füßen anfassen und für kurz oder lang dabei sein. Fällt bei Starkregen aus. -rsc-

Mit „Dutchman“ und „Wellerman“ in der „Kneipe am Moor“

Großartige „Flinthörners“-Premiere am 7. April im HDI: Shantychor begeistert auch in seiner 40. Saison

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Großes Bühnenformat: Zu seinem 40.Geburtstag gab der Shantychor „de Flinthörners“ ein gelungenes Premierenkonzert.

Gut 20 Mann und eine Chorleiterin stark sind sie: „de Flinthörners“. 1985 gegründet und seit 1986 öffentlich im Einsatz, wurde der Langeooger Shantychor um Elisabeth „Puppa“ Peters zu einem musikalischen Wahrzeichen der Insel. 40 Jahre „Flinthörners“ – das erfordert ein besonderes Programm. Und an dem durften die treuen Fans im Vorfeld auch mitstricken, per Online-Umfrage im Internet. Daraus ergab sich ein Jubi­läumskonzert aus Publikums- und Chorwünschen, aus Uralt-Klassikern und brandneuen Stücken.
Bis in die letzten Reihen gefüllt war der große Saal im „Haus der Insel“ zur Premiere am Montagabend, 7. April 2025. Auf beiden Seiten – im raunenden und plaudernden Publikum wie auf der hinter dem Vorhang verborgenen Bühne – stiegen Spannung und Vorfreude an.

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Schiffsfahrt wider Willen: „Paddy Lay Back“ mit Klaus Kremer.
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Peer Agena segelte gedankenvoll ums „Kap Horn“.
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Mo Agha besang eine langweilige Fahrt auf dem „Erie Canal“.
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In der „Kneipe am Moor“ intonierte Michael Agena (li.) einen Part als Solist.
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Sorgte für Heiterkeit: „Nüchtern und schüchtern“ mit Raimund Buss und Peer Agena (vorn, v.l.).
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„Sailing Home“ – dem Herzenswunsch aller Seeleute verlieh Torsten Meyer ausdrucksvoll Gestalt.
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Ritterspiele einmal anders: In „Bruder Michel“ parodierten Gerrit Agena (li) und Malte Kramer als Vater und Sohn den „Rüstungs-Wahn“.
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Kritische Töne schlug Ralf Preuß mit „Roll Northumbria“ an.

Rauschend teilt sich der rote Vorhang. Das von Inselmaler ­Anselm gestaltete Bühnenbild führt in die Barkhausenstraße, mit Blick ins Dorf hinein. Die Crew der Bark „Hoffnung“ ist glücklich daheim gestrandet und hat sich auf dem Langeooger Boulevard hinter Rumfässern und Whiskyflaschen aufgestellt. In seiner Begrüßung heißt „Flinthörners“-Chef Raimund Buss – neben zahlreichen Ehrengästen – auch Langeoogs neuen Bürgermeister Onno Brüling und seine Frau Johanna willkommen. Dessen erster Arbeitstag hat just diesen Morgen begonnen.
Über ihr Akkordeon hinweg nickt Chorleiterin „Puppa“ kurz mit dem Kopf: Mund auf, Töne raus – und schon geht’s fetzig los. Den starken Auftakt macht das neuseeländische Walfängerlied „Soon May the Wellerman Come“ mit Shantyman Ralf Preuß. Den nicht immer freiwilligen Weg eines Matrosen vom Heuerbüro über die Hafenkneipe aufs Schiff schildert Klaus Kremer im Capstan Shanty „Paddy Lay Back“. Um die halbe Welt, von der Arktis in die Südsee, führt anschließend das Walfängerlied „Old Maui“, gesungen von Gerrit Agena. Rund um „Kap Horn“ spinnt Peer Agena dann, „so bi Grog un Beer“, sein Seemannsgarn und hängt den alten Zeiten nach. Kurioses im Schiffsverkehr zwischen Hamburg-Altona und Batavia birgt die launige „Story of Mary“, vorgetragen von Stephan Bohlen. Der führt, wenn er nicht gerade singt, als Moderator ebenso witzig wie wortgewandt durch das Programm.
Das geht weiter mit Mo Agha, der in seinem schmissigen Riversong „Erie Canal“ die deprimierenden Begebenheiten einer ­Kanalfahrt von New York nach Buffalo beschreibt. Das Schicksal der Schaluppe „John B“ – sie sank vor den Bahamas – besingt Torsten Meyer kraftvoll im Forebitter „Sloop John B“; alle Welt kennt die Popversion der Beach Boys. Für Besinnlichkeit sorgt das vierstimmig gesungene Chorstück „Die Kneipe am Moor“, deren letzte Strophe Michael Agena als Solist interpretiert.
Von der irischen Emigration nach Amerika – und dem unerfüllten Traum von Heimkehr – berichtet Klaus Kremer im Folksong „When the Boys Come Rolling Home“. Das früh beginnende ­Tagewerk schottischer Hebridenfischer besingt Ralf Preuß einfühlsam in „Five O’Clock in the Morning“, einer unchristlichen Zeit, um zum Fischfang auszufahren. Jubel erntet Raimund Buss’ „Nüchtern und schüchtern“: Darin glänzt Peer Agena als „lockendes Weib“, das „mit jedem Glas Bier schöner“ wird. ­Dieser gesungene wie gewagt-gelungene Comedy-Kracher entlässt das Publikum in die Pause.
Weit mehr als nur ein Pausenfüller ist der Auftritt von Katja Agena im Foyer des HDI. Die Langeooger Sängerin, die dort bereits vor dem Konzert die Wartenden mit ihrer bezaubernden Stimme erfreut hat, brilliert mit feinen Jazz- und Swing-Stücken aus ihrem Programm.
Mit „Sailing Home“ eröffnet Solist Torsten Meyer die zweite Hälfte. Was nach uraltem Shanty klingt, ist tatsächlich ein holländischer Song von 1987 – mit Gänsehaut-Potenzial. Wie wird man Ritter, wenn man weder Pferd noch Schwert noch Rüstung hat? Als gesungener Mitmach-Sketch kommt der Publikumswunsch „Bruder Michel“ daher, dessen Refrain von Strophe zu Strophe länger wird. „Michel“ alias Malte Kramer und sein „Vater“ Gerrit Agena zeigen vollen Einsatz, derweil Torsten Meyer und Ralf Preuß den Gesang beisteuern.
Peer Agenas „The Fields of Athenry“ berichtet von der irischen Hungersnot: Beim Plündern eines Kornspeichers erwischt, wurden die Betroffenen nach Australien zwangsverschifft. Ein gleichfalls ernstes Thema besingt Ralf Preuß in „Roll Northumbria“, das Schicksal eines Öltankers. Der Song der Folk-Punk-Band „The Dreadnoughts“ aus dem Jahr 2019 ist nicht nur der einzige Neuzugang des Konzertes, sondern auch das derzeit jüngste Lied im Repertoire der „Flinthörners“.
Weiter geht es mit Gerrit Agenas „My Last Night in Baltimore“: Das schmissige Trinklied erzählt von einem unvergesslichen Abend, der in einer Keilerei endete, und reizt das Publikum zum Mitklatschen. Still wird es im Saal, als Klaus Kremer die wehmütige Wilderer-Ballade „Waltzing Mathilda“ anstimmt, die als heimliche Nationalhymne Australiens gilt.
Als „heimliche Nationalhymne des Bieres“ kündigt der Moderator dann Torsten Meyers „Pass Me the Bowl“ an: Das burschikose Trinklied stammt, wie auch „My Last Night in Baltimore“, von der US-Folkband „Poxy Boggards“. Wuchtige Stimmung bringen auch die Irish-Songs „Weela, Weela“ und „Whiskey in the Jar“, als Potpourri vorgetragen von Ralf Preuß.
Tribut an „Mr. Shantyman“ Els Sanders, den Mitbegründer und langjährigen Chef des Chores, zollt abschließend Stephan Bohlen: Er interpretiert dessen legendären „Mein Vader vos a Dutchman“ ebenso neu wie mitreißend. Mit „Bis zum nächsten Mal auf Wiederseh’n“ verabschieden sich die „Flintis“ winkend, doch orkanartiger Applaus, Fußgetrampel und nicht enden wollende stehende Ovationen zwingen sie noch einmal auf die Bühne. Als Zugabe erklingt (wer sonst?) „The Last Shanty“, der diesmal den verstorbenen Chormitgliedern gewidmet ist. Bei diesem Lied geht der Chor in den Saal mitten unters Publikum. Aber dann ist wirklich Schluss. Schade …

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„Mein Vader vos a Dutchman“, behauptete Stephan Bohlen. Das nennt man dann wohl künstlerische Freiheit.
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Doppelte Premiere: Der neue Bürgermeister Onno Brüling freute sich über den gelungenen Saisonstart der „Flinthörners“.

Raimund Buss sprach namens des Chores einen tiefen Dank an das Publikum aus. Auf die 40 Jahre blickend, dankte er zudem drei Personen, die „von Anfang an dabei waren“: Chorleiterin „Puppa“, die für die Konzerte und Proben jeden Montag aus Esens auf die Insel reist, Dieter Kapfermann als letztem noch aktiven Gründungsmitglied, schließlich Thomas Pree, der den Chor seitens des Tourismus-Service Langeoog unterstützt.
Zum guten Schluss enterte der neue Bürgermeister für eine kurze und frische Ansprache die Bühne. Neben Glückwünschen für die „Flinthörners“-Crew hatte er zudem ein Präsent für „Puppa“ Peters parat. Es sei ihm eine Ehre, seinen ersten ­Arbeitstag auf diese Weise zu vollenden, erklärte Onno Brüling. Und betonte: „Der Shantychor ist ein ganz wichtiger Teil der Insel, sowohl für Gäste als auch für Insulaner.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
„De Flinthörners“ treten in der Saison alle 14 Tage montagabends auf. Die nächsten Termine: 19. Mai in der ev.-luth. Inselkirche, 2. Juni in der kath. Kirche St. Nikolaus, ab 16. Juni wieder im HDI. Eine Besonderheit ist das Jubiläumskonzert am Samstag, 27. September. Los geht‘s jeweils um 20 Uhr, Eintrittskarten (10,– Euro) gibt es an den bekannten Vorverkaufsstellen und der Abendkasse; Onlinebuchungen über www.langeoog.de sind ebenfalls möglich. Mehr Infos stehen auf flinthoerners.de. Viel Spaß im Konzert! -köp-

„Spannende Jahre im Dienst der Bürgerhilfe“

Nicole Bäcker ist seit fünf Jahren Leiterin im Seniorenhus „bliev hier“

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Fünf Jahre „bliev hier“-Leitung feierte Nicole Bäcker (re.) im Kreis ihrer Gäste. (Foto: Bärbel Kraus)
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Gemeinsam fürs „bliev hier“: Leiterin Nicole Bäcker und Bürgerhilfe-Vorsitzender Uwe Garrels im April 2020. Der Abstand zwischen beiden war den Regeln aufgrund der damals herrschenden Corona-Pandemie geschuldet.

Tatkraft und Initiative zeichneten Nicole Bäcker schon immer aus. Und so wundert es nicht, dass die Leiterin des „bliev hier“ zu ihrem fünfjährigen Dienstjubiläum am 15. April selbst zu einem kleinen vormittäglichen Empfang eingeladen hatte.
„Die Einladung ging vor allem ans Team“, betont Nicole Bäcker, „denn ohne mein großartiges Team wäre ich nur halb so gut.“ Derzeit zählt das „bliev hier“ insgesamt 18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Einladung folgten zudem viele andere: „bliev hier“-Bewohner und deren Angehörige, der Vorstand der Bürgerhilfe, Abordnungen von Inselgemeinde, Kirchengemeinden und Ärzteschaft, der Inselchor „de Likedeeler“, der Inner Wheel Club Langeoog sowie weitere Freunde und Unterstützer der Einrichtung.
„Das waren fünf Jahre mit Höhen und Tiefen, mit tollen Erlebnissen und Bekanntschaften“, resümiert Nicole Bäcker. „Ich bin auf der Insel supergut aufgenommen worden“, blickt die 42-jährige Westfälin zurück. Es habe aber auch Skepsis gegeben: „Eine Insulanerin fragte mich damals, wer ich denn sei. Ich sagte, ich sei die neue Leiterin, und erhielt als Antwort: ‚Wenn du ein Jahr durchhältst, merke ich mir deinen Namen.‘ Sie weiß ihn mittlerweile.“
Die Anekdote zeigt, dass das 2004 eingeweihte „bliev hier“ auch schwierige Zeiten mit häufigen Leitungswechseln hinter sich hat. Auch Nicole Bäckers Start war kein leichter, er fiel mitten in die erste Corona-Pandemie. Zustatten kam ihr ein breites berufliches Spektrum: Die ausgebildete Physiotherapeutin und Krankenpflegerin hatte ein Studium im Bereich Krankenpflege-Management absolviert und einen ambulanten Pflegedienst in ihrer ‚Heimatstadt Beckum geleitet, ehe sie mit ihrer Tochter Zoe nach Langeoog zog. Und das Haus gemeinsam mit ihrer Vertretung Katharina Enenkel und dem Team wieder auf Kurs brachte: Seit 2022 kommt das Haus an der Störtebekerstraße ohne Unterstützung durch die Gemeinde aus. „Es läuft wirtschaftlich gesund.“
Fünf Jahre im Pflegedienst sind eine lange Zeit. Wer sich darin auskennt, weiß die Leistung zu würdigen. „Mit Nicole Bäcker haben wir einen Stabilisierungsfaktor bekommen. Sie ist in der Bevölkerung gut verankert und in der Kommunikation zwischen Insulanern und Einrichtung sehr aktiv. Wir sind gemeinsam auf einem guten Weg“, erklärt Uwe Garrels, 1. Vorsitzender der Bürgerhilfe Langeoog e.V., die das Haus betreibt. Und so stand in der Gratulationskarte des Vereins: „Vielen Dank für fünf spannende Jahre im Dienst der Bürgerhilfe Langeoog!“
Auch die Freundinnen vom Inner Wheel Club, der etwa das ­Seniorenhus zu Ostern und Weihnachten schmückt, sprachen ihren Glückwunsch aus: „Man merkt dem Haus die Qualität an, die der Kontinuität in der Leitung geschuldet ist“, sparten die IWC-Frauen nicht mit Lob. „Verlässlichkeit, liebevolle Betreuung der Bewohner und ein offenes Ohr für die Sorgen der Angehörigen zählen dazu, wie auch ein umfangreiches Unterhaltungs- und Sportprogramm.“ Zu ersterem tragen auch „Likedeeler“-Mitglieder viel bei.
Darüber hinaus ist 2025 wieder einiges los: „Wir haben viel vor. Die ‚Flinthörners‘ haben uns angesprochen, die Sängerin Katja Agena, die Meierei – sie alle vollen Aktionen bei oder mit uns machen“, freut sich die Leiterin, die mit ihrem Team auch wieder ein Sommerfest plant. Nicole Bäcker und ihrem motivierten Team gehen die Ideen nicht aus.“ -köp-

Vogelfrühling auf Langeoog

Erkundungstouren im Mai mit Birte Weinbecker

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Vogelschwärme und Windkraft – ein Thema für all diejenigen, „Die mit dem Wind reisen“. (Fotos: Jan Weinbecker)
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Zählt zu Langeoogs seltenen Singvögeln: das Schwarzkehlchen.
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„Einmal Wattwurm und zurück“ mit Birte Weinbecker (re.).

Im Frühjahr bilden Watt und Salzwiesen, Dünen und Wäldchen die Langeooger Kinderstube der Tiere. Was es dann vor allem in der Vogelwelt zu entdecken gibt, zeigt Birte Weinbecker auf ihren Erkundungstouren Ende Mai. Seit über 15 Jahren bietet die diplomierte Umweltwissenschaftlerin und staatlich geprüfte Wattführerin ihre Ausflüge und Vorträge auf Langeoog an.
Den Auftakt macht am Mittwoch, 28. Mai 2025 die „Soli-Vogelbeobachtung für Sea Watch“ von 14 bis 16.15 Uhr. „Sie überqueren Wüsten, Meere und Gebirge, lassen von Menschen gezogene Grenzen hinter sich. Sie werden in manchen Ländern gnadenlos verfolgt und schaffen es in sagenhafter Kraftanstrengung doch“, sagt Birte Weinbecker. „Über diejenigen, die Federn tragen, freuen wir uns. Jenen ohne Federn versagen europäische Regierungen nicht nur den Schutz, sondern finanzieren ihr Zurückschleppen in Folter, Hunger und Tod.“ Als unterstützende Geste für die Seenotrettung gehen die Einnahmen an Sea Watch.org. Startpunkt ist der Anlegeplatz des Seenotrettungsbootes am Langeooger Hafen. Bitte Fahrrad mitbringen!
Aktuelle Aspekte beleuchtet die Umweltwissenschaftlerin auch in ihrem barrierefrei zugänglichen Lichtbild-Vortrag „Die mit dem Wind reisen: unsere Zugvögel“ am Mittwoch, 28. Mai um 19.30 Uhr im Haus Meedland. Ob Rohrweihe oder Rauchschwalbe, Knutt oder Kiebitz: Die Meister der Lüfte erbringen zwischen Arktis und Antarktis Extremleistungen. Sie alle wissen souverän mit den mächtigen Strömungen der Luft umzugehen, vermeiden geschickt unnötige Kraftanstrengungen. Wenn aber unsere Zugvögel solche Profis sind, warum haben sie dann Probleme im Umgang mit der Windkraft? Diesen und anderen Fragen geht Birte Weinbecker auf den Grund.
Ein abendliches Highlight ist am Donnerstag, 29. Mai die etwa 90-minütige „Wattwanderung zum Sonnenuntergang“. Sie startet um 19.45 Uhr am Wattwandertreff beim Deichschart am Seedeich. „Unser UNESCO-Weltnaturerbe birgt viele erstaunliche Überlebenskünstler, von Wattschnecke bis Bäumchenröhrenwurm“, bringt Birte Weinbecker eine „geheime Welt“ nahe. „Aber vor allem ist es eins der wichtigsten Gebiete für Zugvögel weltweit. Im Licht der untergehenden Sonne können wir sie mit dem großen Fernrohr gut beobachten.“
Der frühe Vogel fängt den Wurm – und wer zeitig aufsteht, kann ihm dabei zugucken. Und zwar auf der morgendlichen Exkursion „Langeoogs seltene Singvögel“. Wem das Morgengrauen kein Grauen einflößt, den belohnt ein besonderes Erlebnis: „Zahlreiche Vögel singen in Langeoogs wilden Schilf- und Buschgebieten“, weiß Birte Weinbecker. „Mit etwas Glück entdecken wir auch das Schwarzkehlchen, die Nachtigall und den Feldschwirl.“ Termin: Samstag, 31. Mai um 6 Uhr früh. Der Treff zur etwa zweistündigen Tour ist am Deichschart am Seedeich, dem Sammelpunkt für Wattwanderer; bitte ein Fahrrad mitbringen.
Dass nicht nur am, sondern auch im Watt etwas los ist, erfahren die Teilnehmer von „Einmal Wattwurm und zurück“: Der etwa 90-minütige, erlebnisreiche Spaziergang für Jung und Alt zu den kleinen Wundern des Wattenmeeres steckt voller Überraschungen. Einblicke in die „schlickige Unterwelt“ ermöglicht eine Grabegabel, die Wattwurm und Co. behutsam ans Tageslicht befördert . Termin: Samstag, 31. Mai um 10.30 Uhr; Startpunkt ist ebenfalls das Deichschart am Seedeich.
Kartenvorverkauf für alle genannten Angebote in der Tourist-Info im „Haus der Insel“ sowie auf www.langeoog.de. Familien nutzen die zwei Ermäßigungsstufen für Kinder. – Unterhaltsam und sachkundig vorgestellt werden die gefiederten Inselgäste darüber hinaus in Jan und Birte Weinbeckers Buch „Von Weltreisenden, Flugkünstlern und Rolling Stones – Langeooger Vögel im Portrait“ (ISBN 978-3-941163-20-1; Preis 18,– Euro). Erhältlich ist der Bildband im örtlichen Buchhandel. -köp-

Romantik pur

Kammermusikabend am 25. Mai 2025 mit Kantorin der Inselkark

Kammermusik
Auch ihre Werke werden zu hören sein: Clara Schumann (1819–1896) war deutsche Pianistin und Komponistin.

Olga Persitz, Kantorin der ev.-luth. Kirchengemeinde Langeoog ist am 25. Mai ausnahmsweise nicht als Kirchenmusikerin zu hören. Gemeinsam mit der Cellistin Friederike Seeßelberg lädt sie zu einem Kammermusikabend ein. Romantische Klänge auf dem Violincello und Klavier schreiben einen „Liebesroman“, denn unter diesem Motto steht das gefühlvolle Konzert.
Der Kammermusikabend „Ein Liebesroman“ findet am Sonntag, 25. Mai um 20 Uhr in der Inselkirche statt. Karten gibt es für 12 Euro ab 19.15 Uhr an der Abendkasse. -ut-

Bunte Sachen suchen ein Zuhause

„Regenbogenmarkt“ startet am 24. Mai in die Saison

RegenbogenmarktAusrangierte Spielzeuge, ausgelesene Bücher, abgelegte Textilien – auf dem „Regenbogenmarkt“ finden viele Dinge ein neues Zuhause. Rund um das „Beiboot“ bilden die kunterbunt belegten Tische des kleinen Flohmarkts einen Regenbogen der besonderen Art. Die typische Flohmarktware wird ergänzt um Strick- und Häkelsachen, sowie fair gehandelte Produkte. Für eine Stärkung der Marktbesucher ist mit frischen Waffeln und Getränken gesorgt.
Der seit vielen Jahren beliebte Trödelmarkt findet auch diesen Sommer einmal im Monat statt. Der erste „Regenbogenmarkt“ lädt am 24. Mai 2025 ab 13 Uhr am „Beiboot“ zum Bummeln ein. Der Erlös aus Waffel- und Getränkeverkauf geht wie jedes Jahr an die Stiftung „Musik auf Langeoog“. -ut-