Der Langeoogchor „de Likedeeler“ bringt jeden zum Mitsingen und Schunkeln

Als sich der Langeooger Gesangsverein 1994 in „de Likedeeler“ umbenannte, wollten seine Mitglieder vor allem eines deutlich machen: Sie teilen alles miteinander, sei es der Spaß und Erfolg mit dem Chor als auch im Privaten Freud und Leid. Denn „Likedeeler“, das ist Platt und bedeutet „Gleichteiler“. Wie einst die Bruderschaft der Freibeuter unter Störtebeker zeichnet sich der Langeoogchor durch Loyalität und gegenseitige Unterstützung aus.
„Wir sind eine musikalische Gemeinschaft“, erzählt auch Eva Funke, die am 23. November 2024 auf der Jahreshauptversammlung des Vereins zur neuen 1. Vorsitzenden gewählt wurde. Das Ruder des Vereinsschiffs übernahm sie aus den Händen ihres Mannes Peter Funke, der aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat.

Mit Glück auf die Insel
Vor elf Jahren war die geborene Bad Oeynhausenerin zu neuen Ufern aufgebrochen und auf Langeoog gelandet. Lange hatte die Krankengymnastin in Nordrhein-Westfalen schon eine eigene Praxis betrieben, als ihr klar wurde, dass noch etwas fehlte: „Ein Teil von mir suchte etwas“, erzählt die heute 71-Jährige, „Ich wollte nochmal eine Wende machen.“ Im ganzen Norden schaute sie sich um und fand schließlich eine Anstellung im Kur- und Wellnesscenter Langeoog. „Es war mein Glück, hier gelandet zu sein“, strahlt Eva Funke. Ein Jahr lang führte das Ehepaar eine Fernbeziehung, dann zog auch Peter auf die Insel. „Jetzt ist es unser Glück.“
Es war ihr „Musikkumpel“ Herbert Burmester, der Eva Funke zu den „Likedeelern“ holte. Im Sommer stimmt er dienstags mitten zwischen den Dünen Melodien auf dem Akkordeon an. Irgendwann nahm er Funke vom „Dünensingen“ mit zu den „Likerdeelern“. „Ich habe noch nie in meinem Leben so viel Musik gemacht wie hier auf Langeoog“, erzählt Funke, die nicht nur singt, sondern auch selbst begeistert Akkordeon spielt.
Nun ist sie die neue Kapitänin der „Likedeeler“-Crew und plant als solche die Routen der nächsten Kaperfahrten ihres Chors. Bei ihr gehen die Anfragen zu Auftritten ein, sie klärt die Räumlichkeiten für Konzerte und koordiniert das Zusammenspiel ihrer Truppe. „Der große ganze Überblick läuft bei mir zusammen.“
Neu bei den „Likedeelern“ ist aber auch Antje Büntings Position als Kulturbeauftragte. Die waschechte Insulanerin ist auf Langeoog fest verwurzelt und weiß um die Traditionen in der über 70-jährigen Vereinsgeschichte. „Sie ist eine große Unterstützung dabei, unsere Gemeinschaft und auch die kleinen Traditionen aufrechtzuerhalten“, schwärmt Eva Funke.

Musik zum Mitsingen
Denn der Langeoogchor ist nicht nur auf der großen Bühne zu sehen, sondern treibt sich auch auf den Straßen der Insel um. Ob zum Geburtstag von älteren Bewohnern Langeoogs, als „Team Düne“ – die „Likedeeler“ und das „Dünensingen“ sind eng miteinander verwurzelt – im Seniorenheim „bliev hier“, im Gottesdienst oder auf der Hochzeit: Die Mannschaft ist auf vielen Veranstaltungen mit dabei und bringt den Leuten die Musik auch nach Hause.
Mitmachen kann jeder, der Spaß am Singen hat. „Bei uns gibt es keine Aufnahmebedingungen – wir stehen mit offenen Armen da“, lädt Eva Funke ein. Denn die „Likedeeler“-Gemeinschaft ist noch viel größer als die zwölfköpfige, singende Crew: Insgesamt 49 aktive und passive Mitglieder zählt der Verein heute, darunter viele langjährige Chormitglieder. Renate Gieseler etwa ist schon seit 50 Jahren an Bord.
Ganz besonders freuen sich die „Likedeeler“ auf ihre nächsten Kaperfahrten: Am 18. September und am 2. Oktober 2025 treten sie im Haus der Insel auf. Es sind Konzerte in ihrem Heimathafen, denn im Saal 1 des HDI treffen sie sich alle 14 Tage zur Probe. Eine gute Stunde warten sie bei ihrem Auftritt mit einem „Mitsingprogramm“ auf, bei dem die Texte der Lieder an die Wand projiziert werden, gepaart mit stimmungsvollen Bildern Langeoogs von Elke Gewert, Fotografin und 2. Vorsitzende des Vereins.
Bei dem nordisch-maritimen Repertoire macht sich jeder einzelne Sänger Gedanken, bevor Chorleiterin Friedel Schröder dann eine Liedauswahl festlegt, immer mit dem Ziel, die Singfreude auf die Gäste zu übertragen. Über die Jahre hat sich das Programm so als sehr anpassungsfähig erwiesen. Jedes Konzert der „Likedeeler“ fängt dabei mit einem Ritual an: Vom Haupteingang aus marschieren sie singend in den Saal ein. Mitten durch die Gäste hindurch geht es dann auf die Bühne. Natürlich wird auch hier schon fröhlich mitgesungen.
Sehr beliebt unter den Gästen sind Klassiker von Lale Andersen, die der Insel Langeoog sehr verbunden war. Da ist beispielsweise „Wo die Nordseewellen“, welches auch beim „Dünensingen“ nie fehlen darf. Einen „Traum erfüllen“ die „Likedeeler“ ihren Fans auch mit „Ein Schiff wird kommen“: „Das singen die Leute lauthals mit“, lacht Eva Funke.
Welches Lied denn Funkes Lieblingslied sei? „Jetzt musst du bestimmt lachen“, sagt diese mit einem scherzhaften Blick zu ihrem Mann. Denn „Am Golf von Biskaya“ ist das Abschiedslied der „Likedeeler“. Zur Schunkelmelodie geht es wieder die Bühne hinunter. Am Ausgang stehen dann die Sänger Spalier und verabschieden die Gäste musikalisch. „Die Leute sind sehr angetan davon“, erzählt Eva Funke. „Da tanzen auch schonmal Paare spontan miteinander und der ein oder andere Rollator fährt in Schlangenlinien ‚in die Ferne‘.“
Der Refrain des Liedes hat es der neuen Kapitänin des Langeoogchors besonders angetan: „Wir gehören zusammen wie der Wind und das Meer.“ „Wir“, das sind zweifelsohne die „Likedeeler“ und die Insel. -rsc-