Aktuelles Projekt von Kubus e.V.: Hinter „Haus Kloster Loccum“ entsteht „Ein Treff am Meer“

„Durch einen festen Treffpunkt, Engagement, Bildungs- und Beratungsangebote und interkulturelle Aktivitäten sollen die Integration gefördert sowie soziale Netzwerke gestärkt und die Teilhabe der Zielgruppen am Inselalltag verbessert werden.“ Mit diesen Worten beschreibt der Verein Kubus e.V. aus Stuttgart sein Projekt „Ein Treff am Meer“, das derzeit auf Langeoog Form annimmt und Anfang Juli in die aktive Phase starten soll. „Kubus“ steht für „Kultur und Begegnung für Menschen in unterschiedlichen Situationen“ und wurde 2005 gegründet.

Erfolgreiche Kubus-Projekte auf Langeoog
Wie der Verein nach Langeoog kommt? Frank Baumeister ist Vorstandsmitglied des Vereins. Er hat viele Jahre Urlaub auf der Nordseeinsel verbracht und festgestellt, dass die zahlreichen Saisonarbeiter – vorwiegend aus dem Ausland – mit dem „neuen Leben“ auf Langeoog so ihre Schwierigkeiten haben. Das betrifft nicht nur die Sprache, sondern vor allem auch sämtliche Alltagslagen: Welche Behörde ist für welche Anliegen verantwortlich? Was genau bedeutet die Post von GEZ oder Landkreis? Wie kaufe ich eine Fahrkarte für die Deutsche Bahn? – Alles dies sind Fragen, die für Menschen mit guten Deutschkenntnissen und Erfahrungen, wie das Leben in Deutschland funktioniert, im Normalfall kein Problem bedeuten. Saisonkräfte aus Osteuropa oder Asien stellt es hingegen vor große Herausforderungen. Genau die möchte der Verein Kubus angehen, Hilfe leisten und Unterstützung geben – „soweit wir das können und dürfen“, sagt Monika Palutke. Die Langeoogerin leitet das Projekt.
Für Monika Palutke ist „Ein Treff am Meer“ bereits das zweite Projekt auf der Insel, für das sie verantwortlich ist. Der „Vorgänger“ war „Moin Miteinander Langeoog“ und lief Ende vorigen Jahres aus. Anfangs als Mitarbeiterin im Integrationsprojekt, wurde Monika Palutke im November 2023 zur Projektleiterin. Zufrieden berichtet sie über die Erfolge: „Neben unseren punktuellen Treffen mit unterschiedlichen Angeboten an einem Tag in der Woche haben wir beispielsweise gemeinsame kulinarische Abende verbracht.“
Exemplarisch nennt sie den „indonesischen Abend“ oder den „polnischen Nachmittag“ sowie „Das kleine Fest der Kulturen“, bei dem alle gemeinsam gefeiert haben. Ein weiteres Projekt war die Ausstellung „Langeoog – 800 Jahre Migration“, die hin und wieder noch im „Haus der Insel“ gezeigt wird.

Neues Projekt „Treff am Meer“
Weil aber Projekte immer zeitgebunden sind, ging Kubus im Sommer 2024 auf die Suche nach einem Anschlussprojekt. Wie könnte es funktionieren und vor allem: Wo könnte es angeboten werden? Bekanntlich ist es gar nicht so einfach, Räumlichkeiten auf Langeoog zu finden. Doch beim „Hotel Bethanien“ und der dahinterstehenden Diakonie Bethanien war man erfolgreich: Zügig gab es grünes Licht für die Bereitstellung der ehemaligen Küche im Gebäude hinter dem „Haus Kloster Loccum“. Zwei Räume wurden erst entkernt und renoviert und anschließend als Gemeinschafts- und Büroraum an den Verein übergeben.
Zum 1. April dieses Jahres erfolgte die Schlüsselübergabe. Und weil es anfangs auch an Mobiliar fehlte, gab es aus dem Fundus des Hotels Bethanien noch einige gebrauchte Tische und Stühle mit dazu. Der Grundstein war gelegt. „Wir haben nicht nur eine Verantwortung gegenüber Gästen, sondern auch und insbesondere gegenüber allen auf dieser Insel lebenden Menschen. Ich freue mich, dass wir diesem wertvollen Projekt – im Sinne des Wortes – Raum geben können“, sagt Dr. Marc Deffland, Direktor des „Hauses Kloster Loccum“ und des „Hotel Bethanien“ sowie Mitglied der erweiterten Geschäftsführung der Diakonie Bethanien.
Er ergänzt und ist dankbar, dass auch der Eigentümer dieser Vermietung ohne Zögern zugestimmt hat: „Wir haben als Diakonie und Kirche einen gemeinsamen Auftrag und es macht Spaß, wenn wir uns in der operativen Umsetzung sofort einig sind und gemeinsam etwas bewegen und verändern können.“

„Ein offener Treff für alle“
Große Fenster lassen viel Tageslicht in beide Räume strahlen und durch die weiß gestrichenen Wände wirken beide Räume freundlich und einladend. Was noch fehlt, sind kleine Regale, Tischdecken, Handtücher, Kochgeschirr und Pfannen, Besteck, Gläser, Tassen … eben alles das, was bei einem solchen Treff tagtäglich benutzt wird. Wer also entsprechende Dinge kostenfrei abzugeben hat, ist eingeladen, sich direkt an Monika Palutke zu wenden: Telefon 04972 / 99 09 507 oder per E-Mail an monika.palutke@kubusev.org.
Anfang Juli soll der Treff offiziell eröffnet werden. Erste Angebote wird es aber voraussichtlich schon in den Tagen davor geben. „Ich gehe auch zu den Betrieben auf Langeoog, bei denen insbesondere junge Saisonkräfte aus dem Ausland arbeiten, und informiere sie über unser Angebot, da es nicht jedem bekannt ist“, sagt die Projektleiterin. Und unterm Strich profitierten ja alle von einem solchen Angebot. Viele junge Menschen fühlten sich manchmal unsicher, wenn es darum gehe, Fragen zu stellen. „Deshalb ist es wichtig, einen offenen Treff anzubieten, der für alle zugänglich ist.“
Dieser Treffpunkt soll ohne Vorbehalte sein und auch zu Zeiten geöffnet haben, in denen andere Einrichtungen, wie etwa die Gemeindeverwaltung, nicht erreichbar sind. Hier können Menschen Beratung und Unterstützung erhalten, zum Beispiel beim Ausfüllen von Formularen.
Ganz wichtig ist Monika Palutke aber auch die Sprachförderung. Denn nur, wer Deutsch gut versteht und spricht, verliert die Angst davor, sich überhaupt oder gegebenenfalls nicht richtig verständlich zu äußern. Die Projektleiterin weiß, wovon sie spricht: In ihrer polnischen Heimat hatte sie Deutsch als Fremdsprache auf Lehramt studiert, bevor sie nach Langeoog kam, um zu arbeiten – und geblieben ist.
Vielfältiges Programm geplant
Das Angebot „Ein Treff am Meer“ wird sie gemeinsam mit Boris Welschhoff, ihrem neu gewonnenen Kollegen, sowie mit Freiwilligen und Interessierten gestalten. Neben Sprachkursen, -Beratungsangeboten und gemeinsamer Freizeitgestaltung – zum Beispiel kulinarischen Abenden – wird es auch Angebote geben, die Auszubildende bei der Prüfungsvorbereitung unterstützen. Denn gerade junge Menschen aus dem Ausland fangen auf Langeoog eine Berufsausbildung an, haben aber Schwierigkeiten bei Formalitäten, Prüfungsfragen und sonstigen Anliegen rund um die Ausbildung.
„Das wird ein wesentlicher Baustein unserer Arbeit werden“, sagt Monika Palutke. „Auf Langeoog gibt es eine beträchtliche Anzahl an Schülern und Auszubildenden, für die dieses Projekt eine wertvolle Unterstützung darstellt“, ist sie sich sicher. Außerdem seien viele ausländische Mitarbeitende auf der Insel jung, und genau für diese Gruppe wolle das Projekt eine helfende Hand sein.
Anfangs soll es montags bis donnerstags ein abwechslungsreiches Angebot geben. Zu dem gehören Beratungen, Prüfungsvorbereitungen und weitere unterstützende Leistungen, die für die Teilnehmer allesamt kostenfrei sind. Auch die Mitgestaltung des Treffpunkts und der Angebote ist sehr willkommen. Jeder ist eingeladen, seine Ideen und Fähigkeiten einzubringen, um den Treffpunkt zu einem Ort der Begegnung zu machen, der für alle ansprechend ist. Für das Wochenende ist dann ein Abendprogramm geplant, zu dem Spieleabende oder kulinarische Begegnungen gehören. Denn in lockerer Atmosphäre fällt es vielen Menschen viel einfacher, über ihre Sorgen und Nöte zu sprechen.
Eingeladen ist hier übrigens nicht nur die anfangs erwähnte Zielgruppe: Jedermann, ob alt oder jung, ob neu auf der Insel oder gebürtiger Langeooger, ist eingeladen, am Angebot des „Treffs am Meer“ teilzunehmen. „Wir sind offen für alle Gäste und freuen uns über jeden Besucher“, sagt Monika Palutke.
Das Projekt „Ein Treff am Meer“ ist bis 31. Dezember 2027 befristet und wird mit 311.000 Euro aus Mitteln der Deutschen Fernsehlotterie unterstützt. -utk-