Familie Gerhardt macht seit 40 Jahren Urlaub auf der „Insel fürs Leben“

„Unsere Freunde fragen schon gar nicht mehr, wohin wir in den Urlaub fahren – die wissen es sowieso“, lacht Monika Gerhardt. Gemeinsam mit ihrem Mann Rolf kommt sie seit 40 Jahren aus dem westfälischen Hamm auf die Insel, um vom Alltagsleben einmal so richtig abzuschalten – und das ununterbrochen: „Selbst in den Corona-Jahren lag unser gebuchter Urlaub glücklicherweise immer genau in den Phasen, in denen man auch als Nicht-Niedersachse kommen durfte.“ Und so schaut das Ehepaar Gerhardt auf 40 Jahre Entspannung, auf Feste und Familienleben in ihrer „zweiten Heimat“ zurück.
Angefangen hat damals alles mit einem Ausflug nach Bensersiel. „Wir haben uns zusammen mit unseren Kindern Mandy und Manuel die Fähre angeguckt – da war die Idee für den nächsten Urlaub geboren“, erinnert sich Rolf Gerhardt. Als es dann 1985 zum ersten Mal auf die Nordseeinsel ging, war es direkt um die Familie geschehen: „Gleich, wenn man am Bahnhof ankommt, empfängt einen so eine tolle Ruhe. Der Inselcharakter, zumal ohne Autos, hat uns sofort in seinen Bann gezogen“, erzählt der heute 76-Jährige.

Ein zweites Zuhause
Schon bei ihrem ersten Aufenthalt kamen sie in der Ferienwohnung von Eva und Dieter Menssen in der Straße Am Wald unter. „Wir haben dort sofort Familienanschluss gefunden“, erzählt Monika Gerhardt. Bis heute kehrt das Ehepaar jedes Jahr wieder in die geliebte Ferienwohnung ein, die inzwischen von Anja Rössling und Catharina Biggeleben, Tochter und Enkelin der Menssens, geführt wird. „Wir haben dort unser zweites Zuhause.“
Und so ist es auch nur folgerichtig, dass sich die Gerhardts in die Familie Menssen integriert haben: Mandy Gerhardt freundete sich damals sofort mit Anja an und ist heute Patentante für Catharina. Und Rolf Gerhardt, der in Hamm als Schulhausmeister arbeitete, übernahm oft kleinere Reparaturen, die bei den Menssens anfielen. „Am Anfang haben wir Dieter Menssen nie zu Gesicht bekommen, weil er immer auf See war. Da habe ich gerne mitangepackt“, erinnert sich der Selbermacher. „Aber irgendwann kam er dann einmal mit zwei Flaschen Bier auf die Terasse und meinte: ‚Ich habe schon so viel von dir gehört – da können wir auch gleich ‚Du‘ sagen‘.“
Auch Mandy Gerhardt erinnert sich gerne an die früheren Familienurlaube. „Wir Kinder konnten frei machen, was wir wollten – ganz ohne Beobachtung. Das kannten wir nicht aus Hamm“, erzählt sie. Monika Gerhardt guckt sie amüsiert an: „Ja, wo solltet ihr auf der Insel auch hin?“ Während Tochter Mandy mit ihren Freundinnen spielte, lief Sohn Manuel stundenlang mit seinem CB-Funkgerät über die Insel und fing Funksprüche ab. „Er hat sich immer sehr gefreut, wenn er etwas auf Englisch zu hören bekam“, erzählt seine Mutter.


Viel zu tun auf Langeoog
Jetzt sind die Gerhardts also in ihrem 40. Jahr auf der Insel. Selbst ins neue Millenium sind sie hier in ihrem Silvesterurlaub 1999/2000 gestartet. Da lautet die Frage an die Langeoog-Experten natürlich: Was darf bei einem Insel-Urlaub nicht fehlen? Die Antworten fallen so vielfältig aus, wie es sich für die große Menge an Erfahrung gehört: Shoppen in der Haupt- und Barkhausenstraße steht weit oben auf der Liste, genauso wie der Genuss des legendären Cocktails „Eisberg“, eine Spezialität des „Café Leiß“. Aber auch mit dem Leihrad zum Ostende zu fahren, hinter der Meierei die Pferde mit Möhren zu verwöhnen oder zum DLRG-Aussichtspunkt zu gehen, sind Lieblingsbeschäftigungen der Langeoog-versierten Urlauber.
„Das erste, was wir auf der Insel machen, ist Teetrinken mit Familie Menssen“, erzählt die 73-jährige Monika Gerhardt. „Die Koffer sind noch nicht einmal ausgepackt, da läutet schon das Glöckchen und der Tee steht bereit.“ Tochter Mandy, die mit ihrem Mann Mario selbst auch noch immer häufig auf die Insel kommt, hat inzwischen ein anderes Ritual: „Ich halte erst einmal die Füße ins Meer – ich muss doch Kontakt mit Langeoog aufnehmen“, sagt die 52-Jährige mit einem Augenzwinkern.
Ihren Mann Mario musste Mandy Gerhardt übrigens erst „umpolen“, wie sie sagt. „Ich war vorher Norderney-Urlauber“, erklärt dieser. „Aber die Umstellung ist mir überhaupt nicht schwergefallen.“ Dass er sich voll und ganz zum Langeoog-Fan gewandelt hat, bewies Mario spätestens bei der Hochzeit: Diese fand nämlich im August 2003 in der ev.-luth. Inselkirche statt. „Wir sind dann mit einer Kutsche zum Ostende gefahren. Die Ringe haben wir bei Susanne Agena selbst geschmiedet und die Feier fand in der ‚Alten Schmiede‘ statt“, schwärmt Mandy Gerhardt noch heute. „Die Hochzeit unserer Tochter ist die allerschönste Inselerinnerung“, finden auch Monika und Rolf Gerhardt.
Sowieso lassen sich die Gerhardts kein Fest auf der Insel entgehen, wenn es in ihren Urlaub fällt: Ob Hafen-, Dörp-, Feuerwehr- oder Gurkenfest – das Ehepaar war und ist immer zugegen, wenn es etwas zu feiern gibt. „Wir haben uns einfach schon immer gerne mit den Insulanern getroffen und zusammen gelacht.“
Wenn Monika und Rolf Gerhardt nicht gerade feiern, dann ist die Wahrscheinlichkeit übrigens groß, sie an der Mole anzutreffen. Dort sitzen sie dann, oft im Regenponcho – „Nach 40 Jahren Langeoog, weiß man, wie das Wetter ist“, schmunzelt Rolf Gerhardt – und schauen aufs Meer hinaus. „Es gab da früher einen Seehund, der hat uns immer wieder besucht. Er hat seinen Kopf aus dem Wasser gesteckt und sicherlich gedacht: ‚Ach guck, die schon wieder‘“, erzählt seine Frau.
Für immer Inselleben
Zu ihrem 25-jährigen Jubiläum gab es eine Ehrenurkunde vom damaligen Bürgermeister Hans Janssen. „Dazu einen Schlips für meinen Mann und ein Halstuch für mich“, erzählt Monika Gerhardt. Dieses Jahr feiern sie und ihre Familie das Jubiläum in kleinem Kreis – natürlich zusammen mit Familie Menssen. „Wir werden erst einmal essen gehen und dann trinken wir einen ‚Eisberg‘.“
Dass Familie Gerhardt auch in Zukunft nichts und niemand von der Insel trennen kann, zeigt sich schon in ihrem heimischen Garten: Dort ziert eine Nachbildung des Wasserturms, das Wahrzeichen Langeoogs, die Blumenbeete. Und selbst das Profilbild der Familiengruppe im Nachrichtendienst „WhatsApp“ zeigt die Insel. „Wir sind eben einfach ein bisschen inselverrückt“, lachen die Gerhardts. -rsc-