Vera Niemann macht seit 50 Jahren Urlaub auf der Insel
„Bevor wir abreisen, wissen wir immer schon, wann wir das nächste Mal auf die Insel kommen“, verrät Vera Niemann ihren Geheimtipp, wie man es schafft, trotz unbändiger Langeoog-Liebe doch
zwischendurch mal in die eigene Heimat zurückzukehren. Denn Vera Niemann ist Langeoog-Urlauberin durch und durch – seit 50 Jahren kommt sie mehrmals im Jahr auf die Insel. „Mindestens zwei Wochen im Sommer, dazu kommen dann noch Wochenendtrips sowie Geburtstage. Und den Jahreswechsel feiern wir auch immer hier.“ Bei soviel Hingabe zur Nordseeinsel wundert es nicht, dass Familie Niemann keine Probleme hat, noch mehr Gründe für weitere Besuche zu finden: Aktuell sind sie zur Hochzeit von Cousin Mathias da.
Schicksalsfund: Langeoog
Kurz vor ihrer Einschulung war Vera Niemann 1975 mit sieben Jahren zum ersten Mal auf Langeoog. „Damals hatte ich oft Bronchitis“, erzählt die heute 57-Jährige. „Da hat mich der Arzt zur See geschickt.“ „Zur See“ – das hieß für ihre Eltern August und Hilde „nach Langeoog“, denn auch Veras Onkel Hermann und Tante Edith hatten zwei Wochen Familieninselurlaub gebucht, dem man sich nun anschloss. Obwohl durch ihre Krankheit ausgelöst, war dieser erste Urlaub mitten im Wattenmeer der Startschuss für eine Liebe, die sich nie wieder einholen lassen würde.
„Es war eine tolle Kindheit“, erzählt Vera Niemann. „Der Arzt hat mich jeden Tag ans Flinthörn geschickt. Das sollte die gesündeste Ecke der Insel sein.“ Sie genoss die Selbstständigkeit, die ihr die Insel gab, verbrachte wunderschöne Tage am Strand und sammelte Seesterne. Zusammen mit ihren Cousinen Andrea und Stefanie und Cousin Mathias unternahm Vera so manches Abenteuer: Sonntags ging es zur Märchenfilmvorstellung ins Kino, anderntags zum Minigolfspiel in die Barkhausenstraße. Besonders künstlerisch entpuppte sich Vater August. Beim Sandburgenbau wurde schon mal gerne die Wasserwaage herausgeholt, denn die Konkurrenz war groß: „Einmal hat er sich einen Wettkampf mit unserem Strandkorbnachbarn aus Berlin geliefert.“ Alle Mitglieder der Familie verliebten sich sofort in Langeoog. „Und das Flinthörn hat tatsächlich geholfen“, verrät die Urlauberin. Wie konnte Familie Niemann da anders, als immer wieder auf ihre frisch entdeckte Insel zurückzukehren?
Freundschaften und Fliegerträume
Mit den Jahren integrierte sich Familie Niemann immer mehr in die Inselgemeinschaft. Sie schlossen Freundschaften, die die Eltern jährlich über das Parkett des Seglerballs fegten und manchmal sogar wortwörtlich in höchste Höhen führten: Vater August Niemann hatte den Traum, Pilot zu werden, und so flog er oft mit den Insulanern vom Flugplatz aus. „Hansi Leiß hat meinen Vater und meine Cousine Andrea einmal bis nach Helgoland geflogen“, staunt Vera Niemann noch heute.
Doch die Niemanns gaben der Insel auch etwas zurück: „Mein Vater war Gärtner und hat Rosen veredelt“, erzählt die gebürtige Westfälin. „Er hat immer besonders schöne Exemplare für die Insulaner mitgebracht und manchmal sogar hierhergeschickt.“ Wer genau hinschaut, könnte also heute noch ein paar Rosen aus Hopsten/Westfalen auf Langeoog entdecken.
Generationenübergreifende Langeoog-Liebe
Dass sich Geschichte wiederholt, zeigt sich übrigens an Vera Niemanns drei Kindern: Auch Helena, Georg und Vera jr. verbrachten ihre Kindheit auf Langeoog. „Zusammen mit meinem Mann Bernd Hagemann habe ich den Brauch des Familienurlaubs auf der Insel fortgeführt“, erklärt die traditionsbewusste Mutter. „Das war selbstverständlich.“
Auch Vera jr. mit ihren Geschwistern erinnert sich gerne an ihre Kindheit auf der Insel: „Wir waren oft in der ‚Spöölstuv‘ und haben Muschelkästen gebastelt und Quadratologos gemalt.“ Gemalt wurde auch bei Inselmaler Anselm, bei dem die Niemann-Kinder Malkurse absolvierten. Sportlich waren die drei Geschwister auch unterwegs: „Wir haben alle hier schwimmen gelernt und unsere Seepferdchen-Abzeichen gemacht“, erzählt Vera jr. stolz. Ihr Bruder besuchte außerdem das Fußballcamp und spielte Tennis. Mindestens ein Besuch der Meierei ist ebenfalls Pflichtprogramm eines Niemann-Urlaubs: „Die Dickmilch und der Sanddornsaft dort sind herrlich“, schwärmt Vera jr.
Immer was los auf Langeoog
Denn zu tun gab und gibt es schon immer viel auf der Lieblingsinsel: Die Vorliebe fürs Kino und den Minigolfplatz ist generationenübergreifend. 2023 haben Vera und Vera jr. Niemann ihre Golf-Erfahrung erweitert und ihre Platzreife auf dem großen Golfplatz abgelegt. „Wenn wir hier sind, macht oft jeder sein eigenes Ding“, erzählt Tochter Vera. Georg Niemann etwa liebt den Naturpfad „Flinthörn“, Helena macht bei den jährlichen Lions-Läufen mit und beide Töchter gingen schon bei dem ein oder anderen Allerheiligenschwimmen baden. „Nachmittags treffen wir uns dann aber zum gemeinsamen Kaffeetrinken in der ‚Langeooger Kaffeerösterei‘.“
Warum es immer wieder Langeoog ist? „Diese Insel entschleunigt einfach“, weiß Vera Niemann. „Damals wie heute – man muss mit wenig auskommen. Da weiß man, was man hat.“ Schon auf der Fähre geht für Familie Niemann die Entspannung los. „Wenn wir von Bensersiel abgelegt haben, frage ich Mama: ‚Wollen wir uns keine Bockwurst kaufen?‘“, lacht Vera jr. Sobald diese dann vor ihnen steht und lecker duftet, ist es soweit: „Dann beginnt für uns der Urlaub.“
Jubiläumsbank
Noch immer kehrt Familie Niemann, so oft sie kann, auf die Insel zurück. Sei es für einen Kellner-Job während der Semesterferien, zum Hochzeitstag der Eltern oder zum jährlichen Sommerurlaub – Langeoog geht immer. „Die Insel gehört einfach zum Jahr dazu“, schwärmt Vera Niemann.
Ein neuer Grund für einen Inselbesuch ist jetzt dazugekommen: Vera Niemann hat die Patenschaft für eine der Bänke übernommen, die der Tourismus Service Langeoog überall auf der Insel aufgestellt hat. Eine Plakette erinnert an die 50 Jahre, die Vera Niemann der Insel treu geblieben ist. Natürlich wurde die Bank, die jetzt am Pfarrhaus der ev.-luth. Inselkirche steht, von der ganzen Familie eingeweiht. Von hier aus haben die Urlauber immer Ausblick auf ihr Stammcafé. Und vom „Hotel Flörke“, in dem Niemanns seit knapp zehn Jahren unterkommen, ist der Weg auch nicht weit.
„Ich finde hier seit 50 Jahren mein Glück“, erzählt Vera Niemann. Dass sie es mit ihrer Familie teilen kann, schätzt sie umso mehr. Denn Langeoog ist wahrlich die Insel fürs Leben. -rsc-