Langeooger Langstreckenläuferin Angelika Michael absolvierte den „X-trem Ultramarsch“-Lauf auf Rügen

Sport ist ihr Leben – und Laufen gehört dazu. Ob 10.000 Meter Sanddornlauf auf Langeoog, ob 31 Kilometer Hermannslauf über den Kamm des Teutoburger Waldes oder der Hannover-Marathon durch die Straßen der Landeshauptstadt: Angelika Michael hat sich der Langstrecke verschrieben.
In den vergangenen Jahren hat die Langeoogerin schon die unterschiedlichsten Läufe absolviert. Gesundheitlich bedingt musste sie längere Zeit pausieren. Doch 2024 war sie wieder am Start – mit nichts Geringerem als dem „X-trem Ultramarsch“ auf ihrer Heimatinsel Rügen.
Angeboten wurden zwei Distanzen: 60 Kilometer, die in 14 Stunden sowie 120 Kilometer, die in 26 Stunden zu absolvieren sind. Angelika Michael entschied sich für die 60 Kilometer. Die Strecke führte rund um die Halbinsel Jasmund, das Höhenprofil wies Gefälle und Steigungen von insgesamt jeweils über 500 Metern auf.
Die Idee zur Teilnahme war allmählich gereift: „Ich habe viel über Mammutmärsche, Ultramärsche gelesen und dann wollte ich mich dieser Herausforderung stellen, einfach mal ausprobieren und sehen, wo meine Grenzen sind. Und mir war klar: Wenn ich probiere, so etwas zu machen, dann nur auf Rügen.“
Denn: „Rügen ist meine Heimat, da hat es mich förmlich hingezogen.“ Mehrere Monate bereitete sie sich physisch und mental auf den Ultramarsch vor: mit Joggen, Mountainbiking und Krafttraining. Ihre Erkenntnis: „Ein solcher ‚Monsterlauf‘ ist reine Kopfsache.“

Ultra-Start in Sassnitz
Gestartet wurde am 15. Juni um 8 Uhr morgens in Sassnitz. Die Teilnehmerzahl war auf 250 begrenzt. Davon hatten sich 126 für den 60-Kilometer-Marsch entschieden und 124 für den 120-Kilometer-Marsch. Angelika Michael war erst am Vortag 650 Kilometer allein mit dem Auto nach Rügen angereist: „Das hat mich geschafft.“ Den Ultramarsch sollte man aber nie alleine machen: „Also habe ich mich nach einem Wanderpartner umgesehen und auch gleich gefunden: eine nette Frau aus Berlin. Wir haben uns super verstanden und eine neue Freundschaft ist entstanden.“
Nach dem Start ging es zunächst in die Buchenwälder des Jasmunder Nationalparks: „Wir liefen durch eine atemberaubende Landschaft, mit unerwartet vielen Treppen und Höhenmetern, entlang der Kreidefelsen in Richtung Königstuhl“, berichtet die Langeoogerin. Die ersten zehn Kilometer spielte das Wetter mit. „Dann jedoch folgten zwei Stunden Regenschauer, wir rutschten praktisch nur noch durch den Wald.“ Es ging über Feld- und Radwege, durch unwegsames Gelände, Matsch, Brennnesselfelder, durchweichte Forstwege – „also alles, was man für einen Ultramarsch braucht!“
Den zunehmenden Strapazen begegneten die beiden Lauffreundinnen aus Langeoog und Berlin gemeinsam: „Wir haben uns im Laufen wechselseitig die Wasserflaschen aus dem Rucksack gezogen, um keine Zeit zu verlieren.“ Zudem hätten sie an den Verpflegungsposten nur ganz kurze Pausen von fünf Minuten gemacht, und zwar im Stehen: „Bloß nicht hinsetzen, denn dann kommst du nicht mehr hoch.“

„Absolute Kopfsache“
Sie habe viele Zehntausendmeterläufe absolviert, zählt Angelika Michael auf, sei Halbmarathons, Marathons und fünfmal den Hermannslauf gelaufen. „Aber das alles war ein Spaziergang gegen diesen Ultramarsch. Das hätte ich nie gedacht, doch bei diesem Lauf werden ganz andere Muskelpartien beansprucht.“
Es sei absolute Kopfsache, denn der Körper wolle irgendwann nicht mehr. Viele hätten unterwegs aufgegeben. „Aber du siehst nur das Ziel und versuchst, die Schmerzen auszublenden. Da hat alles seine Zeit, die Blasen an den Füßen, der Rücken … ja, und auch die Motivation lässt nach. Aber 650 Kilometer von Langeoog nach Rügen zu fahren, um dann aufzugeben, das war für mich keine Option.“
Nach gut elfeinhalb Stunden kamen die beiden um 19.31 Uhr im Ziel an. „Ich habe den 34. Platz gemacht“, freut sich Angelika Michael. „Da ich noch nie so einen Marsch unternommen habe, bin ich sehr stolz darauf.“
Ihr Fazit: „Es war ein wunderbares Gefühl, wieder auf Rügen zu laufen. Unterwegs kamen mir viele Erinnerungen an früher, denn die Wege des Laufes waren auch Wege der Kindheit“, berichtet die Läuferin, die noch viele Kontakte auf der Ostseeinsel hat. So besuchte sie während ihres insgesamt einwöchigen Aufenthalts auch ihren auf Rügen lebenden Bruder.
„Zwischendurch habe ich mich schon gefragt: ‚Warum mach’ ich das alles?‘ Heute weiß ich die Antwort: Ich habe alles richtig gemacht, habe meine Grenzen ausgetestet und teilweise auch überschritten. Es war sehr schwer, aber ich bin glücklich: Geschafft ist geschafft – und das kann mir keiner nehmen.“
Auf ein Neues im Jahr 2025: Angelika Michael studiert im Internet bereits die nächsten Termine. Auf einen bestimmten Lauf festlegen will sie sich noch nicht, aber: „Ich suche nach neuen Herausforderungen.“ -köp/ut-