„Kommet und habet Freude“

Schauspieler und Autor Oliver Wnuk im Interview

Wnuk
Strandkorb bleibt Strandkorb: Ob auf Sylt oder Langeoog, Oliver Wnuk ist gerne am Strand. (Foto: Network Movie / Thomas Leidig)

Seit über 20 Jahren fasst er Mörder auf der Nordseeinsel Sylt, jetzt kommt Oliver Wnuk mit „Wnuk denkt laut und liest was vor“ nach Langeoog. Dabei wird er keineswegs als Fernsehkommissar Hinnerk Feldmann auftreten, sondern vielmehr in seiner Rolle als schreibender Denker. Mit zwei Romanen und vier Kinderbüchern hat der geborene Konstanzer schon eine beachtliche Bibliografie veröffentlicht, doch wenn er am 13. Juni 2025 im Haus der Insel vorliest, dann sind es Gedanken aus seinen Kolumnen mit Tiefgang. Die „Utkieker“-Redakteure Rebekka Schweitzer und Thilo Köpsel sprachen vorab mit ihm.

Aktuell drehen Sie auf Sylt die 30. Folge der ZDF-Erfolgsserie „Nord Nord Mord“. Haben Sie einen gewissen Hang zum Genre?
Ich mag das Genre, ja. Aber privat befasse ich mich kaum mit dem Thema. Ich beschäftige mich vier bis fünf Monate im Jahr beim Dreh mit Krimis, sie sind beruflich allgegenwärtig. Da darf es im Privaten gerne etwas weniger Mord sein.

Auch auf Langeoog wird regelmäßig „gemordet“. Ein „Tatort“ wurde hier gedreht, und für Ostfriesenkrimiautor Klaus-Peter Wolf ist Langeoog heimisches Mordrevier. Sie fahren also von einer auf die nächste Mordinsel?
Man wird wohl kaum eine Insel finden, auf der kein Kommissar über die Dünen rennt. Da haben wir damals mit „NNM“ einen Küstenkrimi-Boom ausgelöst. Das Thema Krimi ist schon ein Faszinosum in der deutschen Gesellschaft. Warum wir Deutschen so darauf fixiert sind, darauf gehe ich übrigens auch in meiner Lese-Show ein.

Waren Sie schon mal auf Langeoog?
Nein, die Ostfriesischen Inseln sind allesamt Neuland für mich. Als deutsche Inseln kenne ich bisher nur die Bodenseeinseln – ich stamme von dort –, Föhr und natürlich Sylt.

Sie verbringen viel Zeit auf Sylt. Wie gefällt Ihnen das Inselleben?
Die Insel ist Teil meines Lebens geworden. Ich habe die Entwicklungen gesehen, mitbekommen, wie Kinder groß wurden, hatte hier Hochs und Tiefs. Und währenddessen habe ich Mörder gefangen. Als Dreh-Gemeinschaft stehen wir natürlich im Vordergrund. Es ist schön, von Fans wiedererkannt und angesprochen zu werden. Aber das kann auch zu Einschränkungen führen. Ich kann selten privat sein. Manchmal ist es auch schön, wieder zurück in die Großstadt zu fahren.

Sie sind ja auch Autor. Zuerst erschienen Romane, in den letzten Jahren waren es aber Kinderbücher, zuletzt „Die Hochhauskatze“. Warum der Genrewechsel?
Das ist eine bewusste Entscheidung. Ein Roman schreibt sich nicht so schnell. Man widmet ihm zwei, drei Jahre seines ­Lebens, vielleicht auch mehr. Da braucht man ein Thema, das einen als Autor auch wirklich durch das Schreiben trägt. Aber Kinderbücher sind mit das Anspruchvollste, was man schreiben kann. Hier liegt die Schwierigkeit in der Verknappung. Und man arbeitet mit vielen Menschen zusammen, etwa mit Zeichnern oder Setzern. Das ist spannend.

Ist denn schon ein neues Buch in Planung?
Im Januar 2026 soll pünktlich zu meinem 50. Geburtstag eine Sammlung meiner Kolumnen erscheinen. Auch ein paar neu verfasste Texte werden dabei sein. Meine Lese-Show hat das in Gang gebracht.

Die Langeooger und Langeoogerinnen samt ihren Gästen freuen sich schon auf Ihre Show. Was erwartet sie dort?
Seit Oktober 2024 gibt es die Veranstaltungsreihe, bis Ende 2026 sind noch 34 Shows geplant. Die nächsten Gelegenheiten in der Region wären am 8. März 2026 in Osnabrück oder am 6. November 2026 in Stade. Es lohnt sich also, jetzt auf Langeoog zur Show zu kommen.
Jeder Abend ist anders. Ich habe natürlich einen Stoß vorbereiteter Papiere, die ich abarbeite, aber ich passe auch immer ­tagesaktuell an. Meine letzte Show auf Sylt fiel gerade in die Zeit der Papstwahl und Kanzlervereidigung, das hat den Abend natürlich beeinflusst. Ich stehe ausnahmsweise mal alleine auf der Bühne – da kann ich machen, was ich will.

Was sind denn typische Themen der Lese-Show?
Mir geht es um Verbindungen in alle Richtungen. Das Ganze ist durchaus autobiographisch angehaucht, das ist ja auch das Schöne. Ich möchte unterhaltsam berühren.

Herzlichen Dank für das Gespräch.
Ich danke Ihnen. Und an alle Langeooger, Langeoogerinnen und Inselgäste: Kommet und habet Freude!