Erfolge beim Vogelschutz an der Küste

Neue Veröffentlichung des NLWKN zum Vogelschutz zeigt teils positive Bestandsentwicklung von 28 heimischen Arten – ehrenamtliche Meldungen leisten wichtigen Beitrag

Vogelschutz Silbermöwe
Alle Wattenmeerinseln Niedersachsens werden von der Silbermöwe besiedelt. Der Brutbestand der Art scheint sich aktuell auf einem niedrigeren Niveau von 8.000 bis 10.000 Paaren zu stabilisieren. (Foto: Thorsten Krüger/NLWKN)

Egal ob Silbermöwe, Eiderente oder Sandregenpfeifer – an der niedersächsischen Küste sind viele Brutvogelarten heimisch. Um die Vögel bestmöglich schützen zu können, betreibt der NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) ein umfassendes Brutvogel-Monitoring im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, der zugleich ein Europäisches Vogelschutzgebiet darstellt.
In diese Daten fließen auch die Erfassungen vieler freiwilliger und ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer ein. Eine neue Veröffentlichung des NLWKN zum Vogelschutz gibt nun auf anschauliche Weise einen Überblick über die Bestandsentwicklung von 28 heimi­schen Küstenvögeln. Dabei werden einige positive, aber auch besorgniserregende Trends deutlich.
„Vor allem bei der Brandgans und bei der Eiderente sind die Brutbestände in den vergangenen Jahrzehnten erfreulicherweise gestiegen. Bei anderen Arten wie dem Kiebitz oder dem Brachvogel haben sich die Bestände auf den Inseln und in den außendeichs liegenden Bereichen auf dem Festland immerhin stabilisieren können. Bei einigen typischen Küstenvögeln sind die Zahlen dagegen leider rückläufig, wie beim Säbelschnäbler und dem Sandregenpfeifer“, erklärt Thorsten Krüger von der Staatlichen Vogelschutzwarte im NLWKN.

Vogelschutz Eiderente
Der Brutbestand der Eiderente hat im niedersächsischen Wattenmeer seit 1993 stark zugenommen. (Foto: Thorsten Krüger/NLWKN)

Bestände langfristig im Blick
Gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen befasst er sich intensiv mit dem Vogelschutz einheimischer Brutvögel. Dazu gehört auch, die Entwicklung der Bestände kontinuierlich im Blick zu behalten. „Um Schutzgebiete für Vögel effektiv zu ­betreuen und die Wirkung von Naturschutzmaßnahmen überprüfen zu können, braucht es ein langfristiges Brutvogel-­Monitoring. Das ist die Basis, anhand der sich nachvollziehen lässt, wie sich die Vogelbestände in Niedersachsen entwickeln“, erklärt Krüger.
Die Vogelschützer des NLWKN können heute auf eine riesige Datenbasis zurückgreifen. Diese ermöglicht langfristige und umfassende Entwicklungsanalysen – für viele Vogelarten bereits seit 1946 und bei der Brandseeschwalbe sogar seit 1905. Im aktuellen Heft 52 der Schriftenreihe „Naturschutz und Landschaftspflege in Niedersachsen“ hat der NLWKN viele Informationen zur Verbreitung und Bestandsentwicklung von Brut­vogelarten der niedersächsischen Nordseeküste gebündelt. Darin zu finden sind, neben den älteren Daten, Zahlen aus den Jahren von 1993 bis 2018 sowie eine Analyse zur langfristigen Bestandsentwicklung von 28 heimischen Brutvogelarten der Küste.
Die neue Veröffentlichung ermöglicht auch Aussagen zu den Bestandsentwicklungen in unterschiedlichen Regionen. Ergebnisse aus 214 Teilgebieten in Niedersachsen sind darin gelistet. „Vor allem auf den Ostfriesischen Inseln zeigen die getroffenen Schutzmaßnahmen eindeutig Wirkung, da sich viele Bestände seit 1993 insgesamt erholt haben. Die Größe des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer und seine Schutzzonen sind ­Erfolgsgaranten, die es vielen Vogelarten ermöglichen, ungestörte Brutplätze zu finden“, gibt Krüger einen Einblick.
Auf Langeoog erstrecken sich die Brutgebiete vom Flinthörn über Wäldchen und Vogelkolonie bis zur Ostspitze. Zu den Teilgebieten mit hohen Beständen von Austernfischer und Säbelschnäbler gehört auch der Langeooger Sommerpolder mit Westheller.

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Vogelschutz Sandregenpfeifer
Gilt in Niedersachsen inzwischen als „stark gefährdet“: der Sandregenpfeifer. Gründe für seine Gefährdung sind Störungen am Brutplatz, Lebensraumverlust sowie die starke Zunahme von Raubsäugern. (Foto: Thorsten Krüger/NLWKN)

Großer Dank an ehrenamtlich Aktive
Unterstützung erhält der NLWKN beim Vogelschutz durch das Engagement geschulter Ehrenamtlicher, die in ihrer Freizeit an Kartierungen teilnehmen. Einen wichtigen Beitrag liefern, nach intensiver Schulung, auch die zahlreichen Freiwilligen aus dem Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) und dem Bundesfreiwilligendienst (BFD), die bei den Naturschutzverbänden und dem NLWKN ihren Dienst ableisten. Sie liefern mit ihren Erfassungen einen wichtigen Beitrag, um die Häufigkeit des Vorkommens einer Vogelart bestimmen zu können. „Wir sind den vielen ­Ehrenamtlichen mit ihrem ornithologischen Fachwissen sehr dankbar. Ohne ihren Einsatz wäre eine so breite Datenerfassung schlicht nicht möglich“, betont Thorsten Krüger.
Auch künftig hofft der NLWKN auf ehrenamtliche Zuarbeit. Denn das Brutvogelmonitoring läuft kontinuierlich weiter und es wird auch weiterhin umfassende Bestandsanalysen geben. So wie die jetzige Veröffentlichung an die Datengrundlage der Jahrzehnte zuvor anknüpft und sich auf den Zeitraum bis 2018 fokussiert, werden sich die künftigen Auswertungen intensiv mit der Bestandsanalyse seit 2018 befassen und dabei zum Beispiel die Auswirkungen der insbesondere in Seevogelkolonien grassierenden Vogelgrippe aufzeigen.

Hintergrund-Info:
Die Publikation „Verbreitung und Bestandsentwicklung von Brutvogelarten der niedersächsischen Nordsee­küste“, Heft 52 der Reihe „Naturschutz und Landschaftspflege in Niedersachsen“, ist im NLWKN-Webshop auf www.nlwkn.niedersachsen.de erhältlich. Als PDF-Datei steht sie unter dem Link „Schriftenreihe Naturschutz und Landschaftspflege in Niedersachsen“ zum Download zur Verfügung. -ut/köp-