„Ein offenes Ohr für alle“

Onno Brüling ist neuer hauptamtlicher Bürgermeister von Langeoog

So schnell ist auf Langeoog noch kein hauptamtlicher Bürgermeister durchgestartet: Am Sonntag, 30. März 2025 im ersten Wahlgang mit absoluter Mehrheit gewählt (der „Utkieker“ berichtete), war am Montag, 7. April für Onno Brüling (CDU) schon der erste Arbeitstag im Rathaus.

Bürgermeister
Onno Brüling ist seit dem 7. April 2025 neuer Chef im Rathaus.

Zur Person:
Onno Brüling kam im Oktober 1981 in Wittmund zur Welt und wuchs in Blomberg in der Samtgemeinde Holt­riem auf. Nach dem Abitur in Esens 2001 absolvierte er seinen 13-monatigen Wehrdienst bei der Luftwaffe in Wittmund. Im August 2002 schloss sich bei der Sparkasse, gleichfalls in Wittmund, eine Ausbildung zum Bankfachmann an.
Auf den erfolgreichen Abschluss im Januar 2005 folgte eine ­Tätigkeit als Kundenberater bei der Sparkasse Esens, ehe er zum November des Jahres die Leitung der Sparkasse Langeoog übernahm. „Damals war ich der jüngste Geschäftsstellenleiter der Sparkasse Wittmund“, erinnert sich Onno Brüling. In mehreren Weiterbildungen von Personalführung über Fachberatung bis Digitalisierung baute er seine Qualifikation aus.
Mit Onno Brüling zog seine Frau Johanna auf die Insel, nach und nach vervollständigten die drei Kinder Inka, Haje und Suntje die Familie. Anfangs als TSV-Fußballer und bei der Inselbühne aktiv, gehört er seit über 15 Jahren dem Vorstand des Seglervereins Langeoog als Schatzmeister an, darüber hinaus betreut er ehrenamtlich die Finanzbelange im Förderverein der Inselschule. Zudem engagiert sich der 43-Jährige seit vielen Jahren im Lions Club Langeoog.

Gut eine Woche nach Amtsantritt, am 15. April 2025, sprach „Utkieker“-Redakteur Thilo Köpsel mit Onno Brüling.

Wie kam es zur Kandidatur?
Ich bin damals auf Langeoog gut aufgenommen worden. Die Insel hat mich festgehalten, jetzt wollte ich ihr etwas zurückgeben. Den Job bei der Sparkasse habe ich immer gerne gemacht. Ein Schlüssel dabei war sicherlich die Personalführung. Nach der vergangenen turbulenten Zeit hat die Insel jemanden verdient, der Menschen zusammenführt und ein respektvolles Miteinander voranstellt.

Wie haben Sie sich auf das Amt vorbereitet?
Unterstützung gab es durch die Kommunalpolitische Vereinigung der CDU/CSU und die Konrad-Adenauer-Stiftung. Unter anderem habe ich verschiedene Fortbildungen gemacht, etwa in den Bereichen Kommunalrecht, Rhetorik und Social Media. Letztere waren auch, Stichwort Facebook und Instagram, für den Wahlkampf wichtig.

Waren Sie schon vorher politisch aktiv?
Ich hatte schon bei der Gemeinderatswahl 2021 mit dem Gedanken gespielt, als parteiloser Kandidat zu kandidieren. Aber damals waren die Kinder – jetzt sind sie zwischen vier und elf – noch zu klein. Das fühlte sich nicht richtig an. Jetzt bin ich für die CDU angetreten. Mit einer großen Partei im Hintergrund, die mich auch bei der Vorbereitung unterstützt hat, war es die richtige Entscheidung. Die Kandidatur habe ich noch im Oktober 2024 gestartet, meine Familie hat mich sofort unterstützt. Am 27. November wurde dann die Bewerbung verkündet.

Wie hat die Sparkasse reagiert?
Sie hat sich als sehr fairer Arbeitgeber gezeigt und mich bis zum 31. Oktober 2031 beurlaubt. Ich hatte sie vor der Kandidatur informiert. Sie sagten, man habe zwei Gefühlslagen: Einerseits ließe man mich ungern gehen, andererseits freue man sich, dass jemand von der Sparkasse vielleicht ein solches Amt antreten könne.

Apropos: Hatten Sie sich dieses Ergebnis ausgemalt?
Chancen hatte ich mir zwar ausgerechnet, aber nicht in der Höhe von 59 Prozent. Es gab angesehene Gegenkandidaten, daher hatte ich eher ein knappes Resultat mit Stichwahl im Kopf. Das Ergebnis ist schön – und für meine Person eine Bestätigung. Die ich aber als Vertrauensvorschuss sehe, dem Amt und seiner Verantwortung gerecht zu werden.

Wie haben Sie von dem Ergebnis erfahren?
Wir haben den Wahlcountdown gemeinsam mit und bei Freunden abgewartet. Familie, viele Freunde und Unterstützer von der Insel waren gekommen. Das war dann ein emotional sehr überwältigender Moment, der kaum in Worte zu fassen ist. Ein Wechselbad der Gefühle, bei dem die Freude überwiegt.

Dann der Jobwechsel …
Der war rasant. Ich hatte ja nur eine Woche Zeit zum Umschalten. Da war ich noch in der Sparkasse, aber auch schon im ­Rathaus, quasi zur „Einarbeitung“ mit dem Allgemeinen Stellvertreter Ralf Heimes. Die Schlüssel zur Sparkasse habe ich tatsächlich erst am Sonntag, 6. April abgegeben. Mit ins Rathaus umgezogen ist nur mein Mousepad.

Bürgermeister
Doppelte Premiere am 7. April: Der Shantychor „de Flinthörners“ startete in die Saison und Onno Brüling ins Bürgermeisteramt.

Wie verlief der Start?
Oh, das war ein fulminanter Einstieg am 7. April, mit der ersten öffentlichen Ansprache zur Shantychor-Premiere am Abend – das war schon eine Ehre. Das Amt ist fordernd, macht aber unheimlich Spaß. Die erste Woche lief sehr gut. Im Rathaus wurde ich super aufgenommen. Wir haben hier sehr engagierte Mitarbeiter, die – häufig ungesehen und dabei unaufgeregt – einen ­tollen Einsatz für die Gemeinde leisten. Jeder soll sich wertgeschätzt fühlen. Wir brauchen ein gemeinsames Ziel, an dem dann aber auch jeder mitarbeitet. Ich bin optimistisch, dass das klappt.

Ihr Selbstverständnis als Bürgermeister?
Da sehe ich mich als Bürgermeister, der ein offenes Ohr für alle hat. Meine im Wahlkampf begonnene „Strandkorb-Sprechstunde“ zieht um ins Rathaus. Denkbar wäre zum Beispiel eine öffentliche Sprechstunde im Ratssaal, wo jeder mit Kritik und Ideen kommen kann oder mir sagt, wo ihn der Schuh drückt.
Auch im Rathaus sollten wir im Miteinander bleiben. Wichtig ist es, das Team noch enger zu stellen, um mit Spaß an der Arbeit gemeinsam für den bestmöglichen Erfolg zu kämpfen.

Was sind die vordringlichen Aufgaben?
Zuerst gehe ich durch alle Abteilungen, um mich vorzustellen. Ich besuche jeden Arbeitsplatz, um einen Blick in die Zusammenhänge zu erhalten.
Ein dringendes Thema ist etwa die baldige Inbetriebnahme des neuen KWC. Ich habe es inspiziert und war beeindruckt von den Fortschritten. Hier kann zeitnah etwas Schönes entstehen, das einen Mehrwert für die Insel bringt.
Anders sieht es bei den Anlegebrücken in den Fährhäfen aus. Einen verbindlichen Zeithorizont gibt es nicht. Das Fährpersonal ist seit Jahren stark gefordert. Die Gesamtkonstellation ist komplex, auch durch die Beteiligung von Fremdfirmen.

Worauf freuen sie sich besonders?
Das ist schwer zu sagen, weil die Arbeit so vielfältig ist. Im Moment sauge ich alles auf wie ein Schwamm. Am meisten freue ich mich auf den Umgang mit den Menschen, Bürger wie Mitarbeiter. Keiner darf vergessen werden, alle sollen sich als Teil des Teams Langeoog fühlen.

Und in der Außenwirkung, über den Inselrand hinaus?
Als Bürgermeister bin ich auch Repräsentant nach außen. Da ist Vernetzung auf allen Ebenen wichtig. Durch die CDU gibt es etwa Verbindungen zu Bundestagsmitglied Anne Janssen und Landtagsmitglied Ulf Thiele. Präsenz ist auch im Landkreis in Wittmund gefragt, etwa bei den regelmäßigen Bürgermeistertreffen mit Landrat Holger Heymann. Dann stehen die Treffen der Inselbürgermeister an, das nächste findet am 23./24. Juni auf Juist statt. Ich habe bereits Kontakt zu den Kollegen, die mir ihre Hilfe angeboten haben. Auf alle diese Begegnungen freue ich mich.

Hat das Bürgermeisteramt denn Auswirkungen auf Ihr Ehrenamt im Seglerverein?
Nein, ich bleibe im Amt des Schatzmeisters. Der SVL ist meine Leidenschaft geworden: Auf Langeoog habe ich das Segeln gelernt. Anfangs hatten wir ein Segelboot, mit Geburt der ersten Tochter haben wir auf Motorboot umgesattelt. Mit unserem „Schloothüssi“, also „Nilpferd“, einem klassischen „Tuckerboot“, sind wir, wenn die Zeit es zulässt, mit der ganzen Familie unterwegs. Überhaupt: Bei aller Freude auf die neue Aufgabe darf meine Familie nicht zu kurz kommen. Sie gibt mir den Rückhalt, ist mein Schutzhafen. Meine Familie weiß, dass ich bei jedem Wetter für sie rausfahren würde. Und das gilt für mich als Bürgermeister auch für Langeoog.

Vielen Dank für das Gespräch.

Bildunterschriften: Fotos Thilo, ut2_25, onno brüling 252

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