Kirche direkt am Meer

Strandkörbe der Kirchen wurden rege genutzt

„Kirche muss da sein, wo auch Menschen sind“, weiß die Inselpastorin Jeannette Schurig. Und wo sind die Menschen auf Langeoog? Na klar, die sind am Strand! Zum Start der Saison 2025 stellte der Tourismus-Service Langeoog (TSL) der ev.-luth. Inselkirche und der kath. St.-Nikolaus-Kirche je zwei Strandkörbe zur freien Verfügung. Nun blicken Jeanette Schurig und die katholische Seelsorgerin Susanne Wübker auf eine erfolgreiche erste Saison der „Kirche am Strand“ zurück.

Strandkorb
Kurpastor Frank-Dietmar Niemeier freute sich über die vielen seelsorgerischen Gespräche in den Strandkörben der St.-Nikolaus-Kirche.

Lockere Gespräche in den katholischen Strandkörben
Die katholische Kirche nutzte ihre Strandkörbe im Strandabschnitt A hauptsächlich als Gesprächsangebot. Jeden Mittwoch um 11 Uhr war hier der aktuelle Kurpastor anzutreffen und für Unterhaltungen aller Art offen. In dieser lockeren Weise kamen innerhalb einer Stunde oft zwei bis drei seelsorgerische Gespräche zustande.
Kurpastor Frank-Dietmar Niemeier, der vom 1. bis 14. September 2025 auf der Insel war, weiß, dass ein Urlaub in der ruhigen Natur Langeoogs den Gesprächsbedarf erhöht: „Die Dünen und das Meer regen stetes Nachdenken an. Oft kommen dann ungelöste Lebensprobleme hoch.“ Einem fremden Zuhörer diese aufwühlenden Gedanken mitteilen zu können, dafür seien viele Urlaubsgäste dankbar gewesen. Und immer galt: Was im Strandkorb gesagt wird, bleibt im Strandkorb.
Die Strandkörbe der kath. St.-Nikolaus-Kirche dienten auch als Anlaufpunkt für verschiedenste Aktionen: Am 7. Mai 2025 konnten Groß und Klein den Nikolaus an dem Tag treffen, an dem er auch im italienischen Bari gefeiert wird, und das Strandlabyrinth wurde am 30. Mai 2025 direkt bei den Körben von vielen Sandbaumeistern künstlerisch errichtet. Außerdem standen die katholischen Strandkörbe, anders als die anderen Körbe am Strand, die seit dieser Saison mit einem Gitter verschlossen sind, zu jeder Zeit offen. „Ich habe mich sehr gefreut, dass sich immer wieder Leute dort niedergelassen haben“, ­erzählt Susanne Wübker. „Diese Saison galt das Motto ‚Teilen und Verweilen‘ für unsere Strandkörbe.“

Strandkorb
Die ev.-luth. Inselkirche auf neuen Pfaden: Wegweiser zu der etwas anderen „Kirche am Meer“.

Immer was los bei den evangelischen Strandkörben
Nicht regelmäßig, dafür aber sehr vielfältig bespielt hat die ev.-luth. Inselkirche ihre Strandkörbe im Abschnitt D. „Das war ­sozusagen unsere Testsaison“, erklärt Jeannette Schurig. „Wir haben verschiedene Formate ausprobiert, um herauszufinden, was die Menschen brauchen.“ Eine erste Erkenntnis: Abends werden die Strandkörbe stärker frequentiert als am Morgen. „Bei der Abendandacht sind schnell mal bis zu 80 Leute zusammengekommen.“ Gleichfalls beliebt war die „Andacht unterm Sternenzelt“: „Wir hatten zwar einmal Regen und ein andermal war kein einziger Stern zu sehen, aber uns sind trotzdem die vorbereiteten Liederzettel ausgegangen“, freut sich die Inselpastorin über den regen Zulauf.
Wie auch das traditionelle Dünensingen seit Jahrzehnten unter Beweis stellt, ist das Singen in der Natur auf Langeoog ein ­beliebtes Format. Da wundert es nicht, dass beim „Abend­liedersingen“ an einem Dienstag die warmgesungenen Sänger aus den Dünen beim Wasserturm direkt weiterzogen zu den Strandkörben der Inselkirche. Als große Gruppe wurde hier besonders lange in den Abend gesungen: „Die Leute haben mich gar nicht mehr gehen lassen“, scherzt Kurpastor Joachim Thurn, der bis zum 9. Oktober 2025 auf der Insel dient, begeistert.
Höhepunkt der „Strand.Korb.Kirche.“, wie es Jeannette Schurig nennt, war eindeutig das Tauffest, das zum ersten Mal am Strand stattfand. Fünf Gläubige, darunter vier Insulaner, wurden am 13. Juli 2025 mit Meerwasser getauft. „Das Wetter war super, die Atmosphäre genial. Es hat alles gepasst“, erzählt die Inselpastorin. „Die Jungen werden sich mit Spaß an ihre Taufe erinnern.“

Kirchen-Strandkörbe in der Saison 2026
Auch für das nächsten Jahr ist geplant, dass der TSL wieder Strandkörbe für die ev.-luth. Kirche und die kath. St.-Nikolaus-Kirche zur Verfügung stellt. An welchen Strandabschnitten diese stehen werden, wird noch bekannt gegeben.
Mit der diesjährigen Saison sind sowohl Susanne Wübker als auch Jeannette Schurig sehr zufrieden: „Wir wollen uns herzlich beim TSL bedanken für die tolle Möglichkeit, einmal auf eine andere Art und Weise mit den Menschen in Kontakt kommen zu können.“ -rsc-