Das Reetdach auf dem „Haus Juliane-Seepferdchen“ am Gerk-sin-Spoor wurde teilerneuert
Raue Nordseeküste und reetgedeckte Häuser – das passt gut zusammen. Auch auf Langeoog gibt es einige Reethäuser, darunter das „Haus Juliane-Seepferdchen” am Gerk-sin-Spoor. Das hübsche Anwesen steht gleich neben dem ehemaligen Domizil der unvergessenen Sängerin Lale Andersen.
Als sei es schon immer so gewesen, bilden das Wohnhaus mit seinen zwei Ferienwohnungen und die beiden reetgedeckten „Lale“-Häuser in der Nachbarschaft eine harmonische Einheit, die Gäste immer wieder verzaubert. Tatsächlich ist das Haus eine ehemalige Wehrmachtsbaracke, die nach dem Krieg in Privatbesitz gelangte und ihr schmuckes Reetdach erst Ende der 1950er-Jahre erhielt.
Nun sind Reethäuser überaus romantische Hingucker. Doch braucht das Naturprodukt Reet besondere Pflege, denn vor allem im Winter nagen Sturm und Wetter am Material. In unregelmäßigen Abständen muss eine Spezialfirma das Dach kontrollieren und ausbessern, damit die Bewohner auch weiterhin vor rauer Witterung geschützt sind.
Und wenn, wie jetzt wieder, an der Küste die Zeit der heftigen Herbst- und Winterstürme beginnt, dann geht nichts über ein gut gedecktes Dach. Das „Haus Juliane-Seepferdchen“ hat daher rechtzeitig vorgesorgt: Bereits im Frühjahr 2023 rückte der Fachbetrieb „Wiggers Reetbedachungen GmbH“ aus Stadland in der Wesermarsch an, um eine Teilerneuerung vorzunehmen. Es galt, die dem Wetter ausgesetzte Nordwestseite, etwa ein Viertel der Dachfläche, neu zu machen. Kein Problem für Firmenchef Jörg Wiggers: Das 1922 gegründete Familienunternehmen, das er in dritter Generation führt, ist auch mit diesem Reetdach seit vielen Jahren persönlich vertraut.
Mitte März begannen die gut zwei Wochen dauernden Arbeiten. Zu viert machte sich das Team um Dachdeckermeister Wiggers ans Werk: Schicht um Schicht wurde das alte Schilf bis auf die Lattung hinab abgetragen. Dem Wohnraum darunter konnte dabei nichts passieren: Von innen war das Haus durch eine Dämmung geschützt. Das von der „Dachlast“ befreite Reet türmte sich im Garten schnell zu hohen Schilfhaufen, die vom Langeooger Unternehmen Stephan Eckhardt abtransportiert wurden.
Anschließend ging es ans Dachdecken: Zunächst schnitt das Team frische Schilfbündel zurecht. Schichtweise wurde das Reet auf dem Dach platziert und befestigt. Bei der Verlegung achteten die erfahrenen Handwerker auf ausreichende Hinterlüftung, damit das Naturprodukt nicht rotten kann. Auch müssen Reetdächer eine Dachneigung von mindestens 45 Grad aufweisen, damit sich bei Regen keine Staunässe bildet. Während das Dach mit Reet gedeckt wurde, verwendete man für den First eine Abdeckung aus Glockenheide, die wie eine dunkle Haube wirkt.
Nun strahlt das Reetdach auf dem „Haus Juliane-Seepferdchen” in frischem Glanz. Und nicht nur die Bewohner, auch manche Gäste auf Fotomotivsuche haben ihre Freude daran. Und die Winterstürme? Können ruhig kommen.
-köp-