Gedenkstein an der Inselkirche soll Informationstafel erhalten
„Selig sind, die Frieden stiften.“ Der Satz aus der Bergpredigt fordere auf, sich aktiv für Frieden einzusetzen. Das sei der Grund gewesen, ihn als Textabschluss mit auf die Informationstafel zu nehmen, erklärt Christian Neumann, Pastor der Inselkirche auf Langeoog. Die Informationstafel soll vor dem Gedenkstein angebracht werden, der an die Langeooger Soldaten erinnert, die im Ersten Weltkrieg gefallen sind. Der Stein steht direkt vor der Inselkirche. Um eine optische Verbindung zu schaffen, sagt der Inselpastor, solle die Infotafel als Metallplatte auf Sandstein gestaltet werden. Dass die Tafel aufgestellt werden soll, hat wiederum zwei Gründe: einen Punkt und ein Fragezeichen.
Auf dem Gedenkstein steht: „Im fernen Land auf weitem Meer treu bis zum Tod für Deutschland Ehr“. Mit roter Farbe wurde hinter „Tod“ ein Punkt gesetzt und hinter „Ehr“ ein Fragezeichen. Aufgemalt im vergangenen Oktober durch Friedensaktivist Günter Wimmer, der dafür kürzlich wegen Sachbeschädigung verurteilt wurde. Die Berufung wurde abgelehnt.
Beschäftigung mit dem Unangenehmen
„Juristisch ist das klar. Aber wir als Kirchengemeinde verurteilen Herrn Wimmer nicht, sondern verstehen seine Motivation“, betont Christian Neumann. Viele Gespräche habe es mit dem Friedensaktivisten gegeben, der regelmäßig nach Langeoog komme. „Die Interpunktion hat Anstoß gegeben, über den Stein nachzudenken“, sagt der Inselpastor. „Für was sind sie gestorben? Wie sollen wir heute mit dem Thema Krieg und Frieden umgehen?“ Das seien Fragen gewesen, die in einer Arbeitsgruppe diskutiert wurden. „In der Diskussion haben wir alle Aspekte des Steins erörtert. Es geht um Familiengeschichte, um Erinnerungen, die gepflegt werden. Die Namen lösen etwas aus“, so Christian Neumann. Der Stein sei 1930 aufgestellt worden, in einer Zeit, in der der Nationalsozialismus aufkam. „Jetzt ist die Zeit, sich dem zu stellen. Sich auch mit dem Unangenehmen zu beschäftigen.“
Das Ergebnis der Arbeitsgruppe ist die Informationstafel. Darauf steht: „Dieses Denkmal wurde 1930 von dem Berliner Bildhauer Hermann Hosaeus (1876-1958) geschaffen. Die Inschrift entspricht wohl dem Denken und Empfinden eines großen Teils der damaligen Langeooger Bevölkerung. Wir können die Vergangenheit nicht ändern. Wir können uns wandeln.“ Der Begriff „DenkMalKrieg“ steht Oberhalb des Textes; „DenkMalFrieden“ bildet den Abschluss. Ein QR-Code werde zu einer Website mit weiteren Hintergrundinformationen führen. Diese soll es auch als Broschüre geben.
Christian Neumann verweist auch auf die Christus- und Garnisonskirche Wilhelmshaven und wie der Kirchenvorstand dort mit einem Mahnmal umgegangen ist. In die Überschrift des Mahnmals sei ein roter Punkt und ein rotes Fragezeichen angebracht worden. Dort stehe inzwischen nicht mehr „Sie alle starben für ihr Vaterland“, sondern: „Sie alle starben. Für ihr Vaterland?“ Über den roten Punkt, das rote Fragezeichen am Gedenkstein auf Langeoog sagt er: „Wir werden die Interpunktion nicht aktiv entfernen.“
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