Die Leistungssportlerinnen Finja und Geske Bents im „Strandkorb“-Interview

Die 16-jährigen Zwillinge Finja und Geske Bents sind passionierte Seglerinnen. Der Sport wurde den beiden Langeoogerinnen in die Wiege gelegt: Gemeinsam mit ihren Eltern Gerdine (Sozialpädagogin an der Inselschule Langeoog) und Helge Bents (Bootsbaumeister mit eigener Werkstatt auf der Insel) segeln sie seit ihrer Kindheit. Inzwischen nehmen sie auch an Regatten teil. Finjas und Geskes Mutter war beim Gespräch über Segeln und Leben auf der Insel dabei.
Wie seid Ihr zum Segeln gekommen?
Geske: Mit zehn Tagen waren wir zum ersten Mal an Bord. Unsere Eltern segeln ja auch.
Finja: Und als wir so sechs, sieben Jahre alt waren, hat Papa für jede von uns einen Opti aus Holz gebaut (Anm.d.Red.: Die Optimisten-Jolle ist eine kleine und leichte Bootsklasse für Kinder und Jugendliche. Sie dient neben Freizeitzwecken als Einstiegsklasse für den Regattasport). Meins heißt Kröte …
Geske: … und meins Sprotte.
Gerdine Bents: So haben wir sie als Kinder immer genannt; daher die Namen.
Finja: Im Langeooger Verein sind wir die einzigen Jugendlichen und bekommen viel Unterstützung. Zum Beispiel haben wir einen Spinnaker zum Trainieren bekommen (Anm.d.Red: Der Spinnaker ist ein besonders großes, sehr leichtes und bauchig
geschnittenes Vorsegel).
Was ist für Euch der Reiz am Segeln?
Finja: Durch unsere Eltern haben wir von Anfang an die Begeisterung fürs Segeln vorgelebt bekommen. Segeln ist so tief im Kopf drinnen. Ich finde es toll, auf dem Wasser zu sein, mit Leuten in unserem Alter Zeit zu verbringen und der Ehrgeiz packt einen auch.
Geske: Ich finde es auch cool, mit ganz vielen anderen Jugendlichen zusammen zu sein. Wir trainieren einmal im Monat in einem Speicherbecken in Geeste (Anm.d.Red.: Es handelt sich um einen künstlich angelegten See, der als Kühlwasserbecken für das Kernkraftwerk im Emsland erbaut wurde. Naherholungsgebiet für verschiedene Wassersportmöglichkeiten.) gemeinsam mit anderen Jugendlichen im „Sailing Team Weser-Ems“ im Perspektivkader (Anm.d.Red.: Der Deutsche Segler-Verband (DSV) teilt Leistungssportler in unterschiedliche Kader ein.).
Seit wann nehmt Ihr an Regatten teil?
Geske: Seit 2018. In Travemünde haben wir 2019 bei den Deutschen Meisterschaften mitgemacht. Insgesamt sind wir bisher 25 Regatten gefahren. Letztes Jahr haben wir an 13 teilgenommen.
Finja: Wir sind dann viel unterwegs. Letztes Jahr waren es sechs Wochenenden am Stück. Mama und Papa begleiten uns, wir schlafen im Auto.
Gerdine Bents: Wir haben einen Caddy mit Dachzelt. Daher geht das.
Finja: Durch unsere Eltern bekommen wir viel Unterstützung, denn Segeln, so wie wir es machen, ist viel Aufwand.
Geske: Im März fängt es langsam an und im Mai geht es richtig los. Im November sind die letzten Regatten. Dann ist Winterpause und wir trainieren viel Ausdauer und Kraft; gehen joggen, strandsegeln, machen Krafttraining. All das fünfmal die Woche. Theorie gehört auch dazu, wir skypen dann mit unserem Trainer einmal die Woche. In den Winterferien gehen wir auch Ski fahren.
Segelt Ihr als Team?
Geske: 2019, bei den Deutschen Meisterschaften. Aber unser Boot heißt nicht umsonst „Drama Twins“ – wir haben uns nur gestritten…
Gerdine Bents: Sie waren aber auch immer zusammen. Zuhause, in der Schule. Das war einfach zu viel Enge.
Finja: Wir sind beide gerne in der Position der Vorschoterin (Anm.d.Red.: Vorderfrau im Segelboot. Im Gegensatz zur Hinterfrau, sie steuert das Boot, setzt, bedient und birgt das Vorsegel und den Spinnaker) und haben seit fast zwei Jahren jede eine andere Partnerin am Steuer. Das klappt super.
Wie habt Ihr die Corona-Zeit auf der Insel erlebt?
Geske: Der erste Lockdown war noch ganz schön. Wir konnten richtig lange strandsegeln, weil der Strand so lange menschenleer war. Aber es war schon auch langweilig. Wir sind oft spazieren gegangen, weil sonst nichts ging.
Finja: Wir hatten aber auch Glück: Ostern 2020 konnten wir schon wieder segeln. Geske und ich bekamen eine Ausnahmegenehmigung vom Landkreis Wittmund, weil wir ja eine Familie sind. Das war gut.
Dieses Jahr macht Ihr Euren Realschulabschluss. Was habt Ihr danach vor?
Finja: Im August haben wir noch eine Regatta in Kiel. Dann gehen wir beide für fünf Monate ins Ausland. Aber nicht zusammen. Ich gehe in die USA nach Oklahoma.
Geske: Und ich im September nach Kanada. Wir gehen dort weiterhin zur Schule und die Zeit wird uns angerechnet. Wenn wir zurückkommen, werden wir beide ins Internat, ins NIGE (Anm.d.Red.: Niedersächsisches Internatsgymnasium Esens) gehen.
Habt Ihr ein Lebensmotto?
Geske: Das Beste aus den Sachen machen. Ehrgeizig an die Sachen gehen.
Finja: Ja. So ist es auch bei mir.
Was würdet Ihr Euch für Langeoog wünschen?
Geske: Dass mehr für Jugendliche gemacht wird. Mehr für Kinder. Das Freizeitangebot könnte ausgebaut werden. Im Winter ist gar nix los. Außer Strandsegeln kann man nix machen. Ich würde mir wünschen, dass wir jungen Menschen mehr beachtet werden. Wir sind doch auch die Zukunft der Insel!
Finja: Wir Jungen sollten gefragt werden, mehr einbezogen werden, damit wir mitbestimmen können.
Was bedeutet Euch Langeoog?
Finja: Wir sind sicher und behütet aufgewachsen. Mit vier konnten wir schon allein zum Kindergarten gehen. Ohne Autos aufzuwachsen, ist manchmal nervig, aber dass die Luft nicht nach Abgasen riecht, ist toll.
Geske: Wenn ich an Zuhause denke, muss ich an Langeoog denken.
Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für Euch, Finja und Geske. -jeg-